8 Gründe, warum dein Bauch immer noch aussieht wie schwanger

...und ein klein wenig über die Besessenheit mit Essen und Sport.

 

Ins Schwimmbad? Mit dem Bauch?

Lieber nicht.

Aber die Kids wollen.

OK. 

Du wirst dir halt ein T-Shirt drüber ziehen und auf jeden Fall auch damit ins Wasser gehen, wenn überhaupt. 

Hoffentlich sieht dich keiner. Und hoffentlich lässt nicht wieder irgend jemand den blöden Kommentar los: "Wann ist denn soweit?".

Oder noch besser: "Wie schon wieder schwanger? Das Kleine ist doch erst sechs Monate alt".

 

Was wirklich doof ist ist, dass die Gesellschaft so schlecht informiert ist. Und viele Ärzte und Therapeuten leider auch.

Ich wusste es am Anfang auch nicht besser. Erst als ich tatsächlich in das Themengebiet voll eingestiegen bin. Man kann also eigentlich den Leuten keinen Vorwurf machen. Sie meinen es ja auch nicht böse. Davon gehe ich zumindest aus.

Trotzdem schmerzt es, so etwas zu hören, wenn man diesen Bauch nicht leiden kann und sich selbst mit diesem Bauch nicht identifizieren kann.

Hat man noch zusätzlich eine Rektusdiastase, dann kann man schon mal nicht so ganz klar damit kommen. Das sind alles körperliche Geschehen, die man vorher nicht kannte, die aber nach einer Geburt ziemlich normal sind.

 

Alle Frauen haben eine Lücke zwischen den geraden Bauchmuskeln nach der Geburt. Das muss so sein, weil das Baby ja Platz zum Wachsen braucht. Da weichen die Muskeln zur Seite.

Kein Grund zur Beunruhigung.

Hat man eine richtig große Rektusdiastase, braucht das eventuell Hilfe und eine Physiotherapeutin.

Aber in den meisten Fällen, braucht es zuerst mal Wissen über die Dinge, die da los sind.

Dann erübrigt sich meistens auch die Panik.

 

Trifft man dann auf Menschen, die blöde Sätze sagen, kann man durchaus zur allgemeinen Aufklärung beitragen und denen genau die Gründe erklären, die ich euch gleich erkläre. 

Ja ich weiß, oft hat man da keinen Bock drauf. Aber...

 

Was man auch nie nie vergessen darf. Die gesamte Menschheitsgesellschaft, fast überall in der industrialisierten Welt, ist medien- und werbungsbeeinflusst und körpergestört.

Das Körperbild, das propagiert wird, ist schlank, bis dünn, bis magersüchtig und einfach sehr oft nur durch eine Essstörung zu erreichen.

Ich kenne so viele Frauen, auch durch Instagram (es hat auch seine guten Seiten), die jetzt offen zugeben, dass sie eigentlich ihr ganzes Leben lang ein sehr gestörtes Verhältnis zum Essen hatten, nur um dem Ideal zu entsprechen.

Fast jede von uns denkt, ihr Körper ist nicht schlank genug, nicht schön genug, nicht durchtrainiert genug. Was tut man nicht alles, damit man gut aussieht.

 

Ich erinnere mich, dass ich mein ganzes Leben lang immer wieder Sachen nicht gegessen habe.

Kein Weizen, kein Zucker, keine Milch, kein dies, kein das, glutenfrei, Keto.

Ich hatte nie ein Gewichtsproblem. Ich war immer schlank. Aber ich hab auch oft rigorose, vermeintlich gesunde, Interventionen gemacht. Mein Körper war gefühlt nie schlank genug. Egal, wie schlank ich war.

Und Detox ist ja immer ganz großartig.

Oder die 6 Wochen Mayerkur, die ich nach 2 Wochen mit Schwindelattacken abgebrochen hab. Himmel. Was sagte der zugehörige Arzt dazu? Das können auch Heilungserfolge/-verschlimmerungen sein. das ist total normal. Da lach ich nur heute. Fahrlässig, sag ich nur, von ärztlicher Seite. Ich war so schwach, ich konnte kaum noch aus den Augen kucken. Mir war so schwindelig, ich konnte das Bett nicht verlassen. Alles im Zuge dessen, meine Gesundheit fördern zu wollen und meinen Darm zu regenerieren (meinen Bauch, der immer weh tat).

Seit ich richtig herzhaft und normal esse, tut mir auch nix mehr weh, übrigens.

Bauchschmerzen bekomme ich nur noch, wenn ich zu lange Essenspausen mache oder wenn ich zu wenig esse. Wenn ich das Wort Intervallfasten nur höre, krieg ich schon Aggressionen und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das der erste Schritt in eine Essstörung ist.

 

Es gibt so viele Richtungen und für mich sind das alles auch nur wieder andere Formen von Diäten. Permanent ist ein anderer Trend der Trend.

 

Trennkost. Bloß keine Kohlenhydrate zusammen mit Proteinen.

Jetzt heißt es ganz klar, bitte alle Elemente in eine Mahlzeit (Fett, Carbs, Proteine), damit der Blutzuckerspiegel nicht so ansteigt.

Oder vielleicht doch lieber Low Carb, High Fat? Oder war es andersrum?

Dann bitte nur Lebendes aus Pflanzen. Ja auch das hab ich gemacht, so lange bis mein Bauch explodiert ist.  Save the Planet. Bloß nichts Tierisches. Vier Monate lang Torture und permanente gefühlte Unterernährung (aber ich war so dünn wie nie).

Danach hab ich einen Nährstoffcheck gemacht, Blutbild und so, und hatte größten Mangel an ALLEM. Eisenwerte unterirdisch. So hab ich mich aber auch gefühlt. So richtig schwach und erledigt. Aber soll ja angeblich wahnsinnig gesund sein. Und mit Detox Symptomen hat das null zu tun.

Sorry, so viel Salat mit Tofu und Mandelmus kann ich gar nicht essen, dass ich satt werde (und Linsen auch nicht).

Dann kein Fleisch. Vegetarisch musste es sein.

Keto-vegan gibt's ja auch noch.  Also nix Tierisches und auch keine Carbs..... da hört der Spaß bei mir dann aber endgültig auf. Von was soll sich denn der Körper seine Energie her nehmen bitteschön?

 

Weniger essen und mehr bewegen..... ja genau.

Die Watch am Arm, damit man die verbrannten Kalorien sieht.

 

Mach ich jetzt alles nicht mehr. Viel zu anstrengend. Viel zu von außen aufgedrückt. Und ich hab auch einfach keine Kraft mehr dazu. 

Aber halt auch Kilos drauf.

Nun gut. Das gefällt mir auch nicht, aber ich hab keinen Bock mehr auf Essensbesessenheiten.

Man muss essen, wenn man Hunger hat.

Wenn man ausreichend befriedigt satt ist, dann hat man auch keinen Heißhunger. Der kommt nämlich, wenn man seinem Körper Essen entzieht.

Und man kann ja auch nicht den ganzen Tag rumrennen, nur damit man rumgerannt ist und Kalorien verbrannt hat. Zwischendurch muss man ja auch mal arbeiten.

 

Meinem Körper hat das am Ende alles nicht gut getan. Aber ich war dünn.

Wenn ich heute wieder anfange, mein Essen zu restriktieren, weniger esse, noch mehr Salat, noch mehr Pflanzen, weniger Kohlenhydrate, weniger Tier, merke ich nach kürzester Zeit, wie ich total schwach werde. Mir ist schwindelig den ganzen Tag, ich hab Kopfweh, ich kann nicht klar denken, ich sehe unscharf und schlafen kann ich auch nicht usw.

Und nein, das sind keine Entzugserscheinungen von Zucker/Weizen/Kohlenhydrate, das ist Unterzucker und Mangelernährung. Das ist am Ende nicht nachhaltig durchführbar und auf Dauer auch nicht lebbar.

Nicht falsch verstehen. Ich esse gesund und ich sage nichts gegen gesundes Essen. Ganz im Gegenteil.

Es kommt halt immer auf die Definition von "gesund" an.

Aber Kaloriendefizit gibts bei mir nicht mehr. Da werde ich krank.

Und auch die nächste "Ernährungsumstellung" hab ich vor 10 Jahren schon ausprobiert. Brauch ich nicht mehr. Ich hab alles schon 100x umgestellt, was man umstellen kann. Das ist auch wieder nur eine Form von Diät.

Wenn man natürlich den ganzen Tag Junk Food ißt und Fanta trinkt ohne Gemüse und nur mit Toastbrot ist das natürlich ein ganz anderes Ding. Da ist eine tatsächliche, echte Ernährungsumstellung wahrscheinlich dringend nötig. Aber ganz viele sogenannte "Ernährungsumstellungen" berauben einen an Kalorien und damit auch an Energie und sind einfach nur der nächste pseudo-sinnvolle Trend und die nächste Diät. "Metabolisch" und so.

 

Ich hab inzwischen einen ganz guten Weg gefunden zu merken, was mir an Essen gut tut und was nicht und was mein Körper braucht und was nicht. Und vor allem zu essen, wenn ich Hunger habe und der Körper Signale dazu gibt. 

Kann ich das immer so umsetzen? Natürlich nicht. Aber das ist auch nicht schlimm, weil es nämlich auch schon sehr viel schlimmer war in der Vergangenheit. Work in Progress mit der Selbstfürsorge ;)

 

Jeder muss sich so ernähren, dass er genug Kraft damit hat. Egal, welche Richtung das ist. Aber zwanghaft darf man damit nicht werden.

Ja klar ist Zucker im Massen nicht gut, aber am Ende ist es auch kein Todesurteil, wenn man einen Teelöffel Zucker in seinen Kaffee tut und zwischendurch mal Kuchen ißt.

Und man stirbt auch nicht an Weizen. Im Normalfall.

Ich kenne wirklich viele Mütter, die in der Rückbildungszeit mangelernährt sind. Dauermüde und ständig erkältet. Der viele Stress, die schlaflosen Nächte, das schnelle Essen zwischendurch.

Oder halt die tatsächliche Crash Diät, die man sich antut.

 

Diäten nach der Geburt, damit der Bauch weg geht, sind wirklich nicht förderlich.

In so einer herausfordernden Zeit, wie nach einer Geburt, geht es niemals um schnell schlank und fit und Bauch weg.

Ich wiederhole mich da immer und immer wieder.

Es geht um das Baby und das neue Leben und darum den Körper heilen zu lassen.

Das heißt natürlich nicht, dass man sich nicht um sich kümmern soll. Um Gottes Willen. Natürlich soll man das. Man muss es auch, damit man nicht in eine Erschöpfung rutscht.

Man rutscht aber noch viel schneller in eine Erschöpfung, wenn man sich zu viel mit Bauch, Beine, Po und Co rumstresst und zu wenig ißt.

Bin ich heute schon 10.000 Schritte gegangen?

(Nein, ich hatte die ganze Nacht ein schreiendes Baby zuhause, ich muss keine 10.000 Schritte gehen! Das darfst du dir immer wieder sagen. Die Zeit wird kommen, da kannst du wieder loslegen. Ganz bestimmt).

 

Das allgemeine Körperbild muss sich erstens drastisch ändern.

Und zweitens muss sich das Körperbild, wie es nach einer Geburt "zu sein hat", drastisch ändern.

Du schuldest niemandem einen flachen Bauch.

Aber ich weiß, das ist so wahnsinnig schwer umzusetzen. Vor allem, wenn man überall andauernd mit diesen fürchterlichen Körper-Messages zugeballert wird. Man kann ja absolut nirgends hingehen, ohne, dass man mit Werbung und Botschaften zugedröhnt wird.

 

Und das Wissen über Rückbildung im Allgemeinen muss auch unbedingt besser werden.

 

 

Warum dein Bauch immer noch wie schwanger aussieht


Aus dem Blogartikel "Da hilft nur eine OP".

Sieben Monate nach Geburt


 

 

 

1. Muskelungleichgewicht

Zum Beispiel so: Unter den Rippen oft zu fest.

Unterm Bauchnabel oft zu weich.

Es spannt immer zuerst oben an bzw. der Brustkorb drückt sich oben zusammen und drückt so den Unterbauch raus.

Die Muskulatur macht das, was sie in dem Zustand kann. Machnmal braucht es da auch eine Korrektive, sprich Physio, die mal drauf kuckt.

Es ist auch nicht immer nur mit Übungen getan. Sehr oft muss man behandeln. Zu feste Muskeln weich machen, zu weiche aktivieren.

 

 

2. Überdehnung

Es sind nicht nur die geraden + tiefen Bauchmuskeln überdehnt, sondern genauso der ganze weiche Rumpf mit den seitlichen Bauchmuskeln, die ganze Bauchwand.

Genauso die Haut und die Faszien.

Alles wird auch länger und dünnt sich aus.

 

3. Das muskuläre Zusammenspiel

Das gesamte Zusammenspiel aller Muskeln klappt noch nicht wieder und so überarbeiten sich die einen, während die anderen nicht wirklich zum Zug kommen.

 

4. Gehirn-Muskel-Verbindung

Die Bauchmuskeln können noch nicht richtig aktiviert werden, weil erst wieder neue Synapsen gebildet werden müssen und neues Gewebe.

Die tiefe Bauchmuskulatur springt noch nicht richtig an.

Und so ist insgesamt noch keine richtig gute Spannung da.

Dazu hab ich auch einen spannenden Blogartikel.

 

5. Hormone

Ganz oft sieht der Bauch nach der Geburt recht schwammig und undefiniert, unförmig aus.

Das liegt zum Teil auch einfach an der Hormonsituation nach der Geburt. Wenn später wieder genug Östrogen gebildet wird, dann werden das Gewebe, die Haut und die Muskeln auch wieder straffer.

 

6. Verdauung

Viele Frauen leiden nach der Geburt an Verdauungsstörungen. Die Organe, und auch der Darm, müssen erst wieder ihren angestammten Platz finden. Dadurch, dass der Darm sehr in seinem Platz eingeschränkt war in der Schwangerschaft, kann er durchaus erst mal verlangsamt arbeiten oder auch mit Blähungen reagieren. Zu viele Ballaststoffe und Rohkost kann da aber kontraproduktiv wirken. Langsam aufbauen und schauen, wie man Dinge verträgt.

Stress kann den Darm übrigens auch aus der Reihe und Ruhe bringen, egal wie sehr man sich mit dem Essen anstrengt.

Unregelmäßiges Essen oder zu lange Essenspausen können den Bauch auch aufblähen.

 

7. Beckenstellung

Das Becken ist nach vorne gekippt. Der Körper ist noch in der typischen Schwangeren Haltung. Muskeln sind verkürzt oder überspannt, durch die lange Tragezeit.

Z.B. auch der Iliopsoas (Hüftbeuger), der den Bauch nach vorne raus drücken kann.

 

8. Extra Pfunde

Manchmal tun auch die extra Pfunde noch ihren Teil dazu. Und das ist völlig normal und in Ordnung.

Jetzt ist NICHT die Zeit für eine Diät und Extremsport!!

Das belastet den Körper viel zu sehr. Jetzt brauchst du ausreichend Essen, Nährstoffe und Kraft, um gut und gesund durch diese Zeit zu kommen. Und wenn du stillst, braucht dein Baby diese Nährstoffe.

 

 

Als kleine Motivation, Inspiration und vor allem zur Beruhigung, hab ich noch ein paar "Bauchgeschichten".

Du bist nicht allein.

 

1.

Ein Jahr nach Geburt.

Zum Blogartikel

2.

Acht Monate nach der 2. Geburt.

Zum Blogartikel

3.

Entwicklung über vier Jahre nach der Zwillingsgeburt.

Zum Blogartikel



Hi, ich bin die Nicole. Ich bin seit über 25 Jahren Physiotherapeutin und habe viele Jahre auf der Wochenstation und auf der gynäkologischen Station in der Frauenklinik gearbeitet. Von mir bekommst Du Informationen zum "Thema" aus erster Hand. 

Rückbildung vom ersten Tag an, im Rückbildungskurs, in der Praxis mit Patienten und leider auch oft die Spätfolgen von Beckenbodenschwächen (und was es sonst noch alles geben kann)  in der operativen Gynäkologie, kenne ich in und auswendig. 

Bei mir bist Du richtig, wenn Du reale medizinische Informationen zum Thema Rückbildung und Frauengesundheit suchst. Mehr über mich findest Du hier.


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