Warum hab ich so viele komische Symptome seit der Geburt? Teil 1

 

 

Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Damit meine ich, dass man ganz oft, ab einem gewissen Zeitpunkt der Stagnation oder der Überhandnahme von Symptomen vielleicht, in so einen Frust verfällt, dass man sich nur noch fragt, was denn da los ist und den Zusammenhang zur tatsächlichen Rückbildung völlig übersieht. 

Manchmal ist die Geburt schon länger her und man denkt, es müßte doch jetzt wieder alles normal sein, aber trotzdem fühlt man sich mies, müde und fertig. Oder das Gewicht geht partout nich runter. Oder der Bauch bleibt an einem hängen wie Unkraut. Oder es bauen sich schwer Muskeln und Stabilität auf. Oder man ist ständig erkältet, hat Schmerzen und was sonst noch alles.

Man ist genervt von seinen körperlichen Gebrechen und es geht irgendwie einfach nicht vorwärts.

Doch es gibt für alles eine Erklärung.

 

Man kann im Prinzip die Symptome ein bißchen unterteilen.

Es gibt die Symptome, die auf die statischen Veränderungen zurückgehen, die mit den Überdehnungen, Verletzungen und Narben zusammenhängen und die die Folgen dieser ganzen Veränderungen sind, wie Muskelverspannungen und Schmerzen aus genau diesen Gründen.

 

Dann gibt es "mechanische" Symptome, die ausgelöst werden von einer sich immer wiederholenden Tätigkeit oder einer Gelenkstellung, die belastend wirkt. Auch hier können Gelenke oder Muskeln anschwellen oder sich als Verspannung und Verkürzung bemerkbar machen als Reaktion auf die ständige Reizung. Das sind quasi Überbelastungssymptome.

 

Und es gibt "systemische" Symptome. Das sind Symptome, die als Auslöser die massiven Veränderungen im Stoffwechsel nach der Geburt haben. Hormone. Neurotransmitter. Alles, was im Blutbild zu finden ist ;)

 

Im ersten Teil möchte ich hauptsächlich auf die Hormone eingehen, weil ab dem Zeitpunkt der Schwangerschaft bis lange nach der Geburt ein wahrer Hormon Tsunami den Körper überrollt und dann schlagartig wieder verläßt. Natürlich ist das natürlich, aber es ist heftig und sehr oft wird da kein Zusammenhang im Ganzen gesehen und die Frauen leiden einfach vor sich hin.

Aber ich sage ja immer, wenn man weiß, was es ist, dann ist es nicht mehr ganz so schlimm.

Vor allem kann man sich Abhilfe verschaffen. Man muß nicht ewig Schmerzen haben oder mit dicken,  Fingern rumlaufen. Es gibt ja Physios und Osteopathen :) und es gibt auch gute Ärzte.

 

Das meiste regelt sich innerhalb des ersten Jahres von alleine, aber das ist nur eine grobe Zahl.

Es gibt keine genaue Regel, wann alles wieder normal zu sein hat, weil es nämlich, wie immer, bei allen anders ist und von vielen Faktoren abhängt.

Trotzdem kann man sich so viel Gutes tun wie es nur geht in dieser Zeit, damit es einem besser geht.

Man kann auch die Hormone durchaus beeinflussen und unterstützen. Man ist nicht komplett ausgeliefert.

 

Hormone und derer diversen Rückbildungssymptome sind, wie gesagt, meistens nicht pathologisch, sondern ganz normal nach einer Geburt. Wenn man aber das Gefühl hat, dass die Symptome extrem schwer sind oder noch schwerer werden mit der Zeit, man vielleicht extrem abmagert oder tatsächlich einer Depression oder einem Schwächeanfall nahe ist, dann sollte man sich doch durchchecken lassen. Oder auch, wenn es nach einem Jahr so gar nicht besser wird. Dazu gleich mehr.   

 

Vieles spielt immer zusammen. Nur als Beispiel haben wir vielleicht schmerzende Handgelenke oder Nackenschmerzen, aus "mechanischen" Gründen, weil wir das Baby den ganzen Tag tragen, stillen und versorgen. Das kann aber durch Wassereinlagerungen (hormonbedingt) in den Händen noch verstärkt werden. Die Hände können teilweise so geschwollen sein, dass es lokal auf den Nerv drückt und die Hand einschläft. Das könnte aber auch vom Nacken oder von der Brustwirbelsäule ausgehen, wenn da etwas blockiert/verspannt ist oder es zum Beispiel gar keine dicken Hände gibt.

Kann aber auch von einer völligen Überspannung der Unterarmmuskeln kommen.

Genauso kann es sein, dass man einfach generell mehr Schmerzen hat, weil das Östrogen unten ist.

Da muß man eben immer einen guten Befund als Physio machen und eine gute Behandlung ist unbedingt nötig, bevor man sich vielleicht den Karpaltunnel aufschneiden läßt. Sehr vieles läßt sich nämlich gut behandeln.

Aber das nur als Beispiel für die Vielseitigkeit der Symptome.

 

Typische "Hormon-Symptome" nach einer Geburt können sein:

  • Gelenkschmerzen (Hände, Knie, Füsse)
  • Schmerzen generell
  • Muskelschmerzen, Muskelschwäche
  • Wassereinlagerungen
  • Dauermüdigkeit (Fatigue)
  • Karpaltunnelsyndrom (Schmerzen in den Handgelenken bis hin zu Kribbeln, Einschlafen der Finger oder Taubheit)
  • Haarausfall
  • Dickbauch kann manchmal auch ein Symptom sein (zu viel Cortisol, sprich Stress)
  • Hämorrhoiden
  • Darmträgheit, Verstopfung, Reizdarmbeschwerden
  • Blutdruck (hoch oder tief)
  • Depression
  • Stilldemenz, Watte im Kopf
  • Inkontinenz, Blasenentzündungen  

 

 

Ich gebe Euch einen groben Überblick über die Hormone und behaltet bitte im Hinterkopf, dass alle Hormone immer zusammenspielen. Es liegt nicht nur an einem.

Genauso wie Symptome generell meistens nicht nur eine einzige Ursache haben.

Zu allem kommen auch immer äußere Faktoren hinzu, wie zum Beispiel die Konstitution jeder einzelnen Frau individuell, wie sie vorher war und wie sich alles auswirkt. Hat jemand mehr Stress oder mehr Vorerkrankungen/Schädigungen oder auch mehr oder weniger Hilfe und Unterstützung im Alltag.

 

Es ist bei jeder anders, aber es gibt ungefähre Leitlinien, die allgemeingültig sind. 

 

Östrogene

Es gibt drei Arten von Östrogenen.  

In der Schwangerschaft steigt der Spiegel der Östrogene massiv und auch rapide an. Das geht alles sehr schnell. Man spricht von 100-facher Erhöhung des Östriols und Östrons und sogar von einer 1000-fachen Erhöhung des Östradiols.

Der Körper der Schwangeren wir geflutet mit Östrogenen.

 

Direkt nach der Geburt sinkt dieser Spiegel dramatisch ab. Auch das geht wieder sehr schnell und ist massiv im Abfall. Innerhalb von drei Stunden geht er auf ca. 10% der Werte runter. Das ist heftig.

Auch die Plazenta bildet Hormone. Und die ist nach der Geburt dann ja auch nicht mehr in "Produktion".

Ungefähr am siebten Tag nach der Geburt ist der Spiegel am niedrigsten im Vergleich zum Schwangerschaftswert (Stimmungsschwankungen, Babyblues, "Mama High").

Im Prinzip ist das kein Östrogen Mangel an sich. Aber es ist wie ein kalter Entzug.

Beim Progesteron ist das noch ein bißchen anders, weil das sofort mit der Geburt und kurz danach erstmal nicht auffindbar ist. Das ist kurzfristig also tatsächlich ein Mangel.

 

Wann diese Werte wieder steigen und wie lange es dauert, bis sich alles normalisiert hat, kann man, wie gesagt,  nicht genau sagen und hängt eben unter anderem auch von einigen äußeren Faktoren ab wie zum Beispiel Stillen, Stress, allgemeine Konstitution, Schlaf usw. 

Der Wiederanstieg und die Normalisierung der Hormone gehen auf jeden Fall nicht schnell und man sagt es dauert ungefähr ein Jahr. Stillt man länger oder hat extrem viel Stress, kann es auch länger dauern.


So ziemlich überall im Körper gibt es Östrogenrezeptoren. Sie beeinflussen alles.

Nicht nur körperlich, auch psychisch und emotional. 

 

Östrogene machen:

  • tolle, feste und pralle Haut, beeinflußt die Wasserbindefähigkeit (Wasser wird eingelagert. manchmal eben auch etwas zu viel in Händen und Füßen. Das kann allerdings manchmal 2-3 Wochen nach der Geburt dauern, bis das weg ist. Manchmal kommt das auch mit der Geburt erst. Baby da und alles schwillt elefantös an (das sind dann auch wieder multifaktorielle Gründe)
  • tolle Haare
  • volle Brüste und die weiblichen Kurven
  • sie halten die Gelenke geschmeidig. 
  • feste Knochen. Es sorgt dafür, dass Kalzium in den Knochen eingelagert wird. Ganz wichtig.
  • funktionierende Muskeln, auch die Schließmuskeln der Harnröhre und des Beckenbodens. Es liegt also nicht immer alles ausschließlich nur am Training
  • Kollagenaufbau im Gewebe und in der Haut (deshalb dauert es oft so lange, bis die Haut wieder straffer wird)
  • Schleimhautaufbau im Zyklus und ein gesundes Milieu in der Scheide
  • emotionale Stabilität, Stimmungen und Schwankungen
  • gute Gehirnfunktion, Gedächtnis
  • schützt die Gefäße und somit das Herz


All das erklärt, warum nach der Geburt oft die Haut schlapp und weder fest noch prall ist, warum Gelenke und Muskeln weh tun, warum man nicht denken kann, warum die Muskeln weich sind, warum der Bauch weich und schwammig ist oder auch warum man vielleicht auch inkontinent ist und es nicht besser wird (es sei denn es ist ein wirklicher Schaden. Aber das sollte man immer überprüfen lassen, wenn eine Inkontinenz vorhanden ist).

Ein Östrogenmangel kann auch Brennen und Schmerzen in den Schleimhäuten verursachen.

Es fühlt sich dann an wie eine Blasenentzündung, ist aber keine. Und das kann auch Schmerzen beim Sex verursachen, weil die Schleimhäute so trocken sind.

Und nur am Rande erwähnt, Das Bindegewebe ist generell durch die Hormonlage schlaffer.

Stichwort Senkungen. Ihr müßt wirklich gut aufpassen mit dem, was Ihr macht. Auch innerlich ist alles schlapper und weicher, und das eben über einen langen Zeitraum.

 

 

 

Progesteron

Das Gelbkörperhormon.

Auch das Progesteron sinkt mit der Geburt dramatisch ab, damit die Geburt überhaupt erst passieren kann. Progesteron fällt ab, Geburt passiert. Das heißt, nach der Geburt ist auch hier ein massiver Unterschied zu verzeichnen.

72 Stunden nach der Geburt ist Progesteron nicht auffindbar im Blut. Das muss so sein, damit Umbauprozesse starten können und "Abfallprodukte" in der Gebärmutter gut aufgeräumt werden. Der Mangel an Progesteron leitet diese Prozesse ein.

 

Und auch das bleibt erstmal eine ganze Weile so.

 

Progesteron gleicht die Östrogene aus. 

  • das gute Laune Hormon
  • das Hormon der Weisheit
  • es entspannt und hält die Laune in Balance
  • es entwässert
  • es läßt uns gut schlafen
  • es gibt Spannkraft und Vitalität (auch Muskelspannkraft)
  • es baut in der zweiten Zyklushälfte die Schleimhaut um, damit ein Embryo sich einnisten kann. Wenn kein Embryo kommt, gibt es eine Blutung. In der Schwangerschaft dann: Kommt kein Progesteron mehr, kommt die Geburt. Fehlgeburten und Frühgeburten werden auch mit Progesteronmangel in Verbindung gebracht
  • verhindert Gewebsabbau und erhält die Schwangerschaft. Ist aber auch wichtig für die Vitalität bzw. das Gewebe aller Organe (das ist dann auch in den Wechseljahren noch mal wichtig. "Jungbrunnen Progesteron" bzw, "Verfallverhinderung")
  • Gewebsabbau kann sich auch auf Beckenboden und Blase auswirken nach der Geburt. Ohne ausreichend Progesteron (was in dem Fall so sein muss) kommen Umbauprozesse in Gang, die für's "Aufräumen" und den Abtransport von Zellen im Inneren nach der Geburt zuständig sind. Das ist völlig normal. Die Kollagenasen zersetzen das Kollagen des verletzten und zerstörten Gewebes. Die Gebärmutter ist ja im Prinzip nach der Geburt eine fußballgroße Wunde. Das muss aufgeräumt werden. Das ist das, was man unter "Heilung" versteht. Der Beckenboden und der Scheidenschlauch haben oft auch Verletzungen erlitten. Manchmal wird da auch zu viel abgebaut, umgebaut und zersetzt, weil sich die Kollagenasen auf alles stürzen, was nicht als "gutes" Gewebe angesehen wir, so dass auch aus diesem Grund eine Beckenbodenschwäche die Folge sein kann (zu viel zersetztes und abgebautes Kollagen). Ob man da therapeutisch etwas machen kann mit der Gabe von Progesteron, wird wissenschaftlich noch untersucht. Quelle Prof. Dr. J. Huber
  • es schützt und regeneriert die Myelinscheide der Nerven (die Schutz- und Ernährungsschicht). Ist also wichtig für das Gehirn und für sämtliche Nerven.

 

Teststosteron

Ja auch Frauen haben Testosteron. 

  • Testosteron brauchen wir zum Muskelaufbau 
  • zum logischen Denken
  • für die Energie und die Tatkraft
  • für den Stoffwechsel
  • für die Libido
  • für die Entscheidungskraft

Testosteron wird zusammen mit Östrogen produziert und unterliegt, genau wie die anderen Hormone, nicht nur dem Zyklus, sondern auch den massiven Veränderungen nach der Geburt.

 

Prolaktin

Das Stillhormon.

Das kommt, ob man stillen möchte oder nicht. Manchmal kommt es verzögert oder verringert, was auch wieder an dem ganzen Kreislauf der Hormone liegen kann.

Man sagt ja immer, wenn man sich entspannt, klappt es auch mit der Milch. Das ist natürlich nicht wirklich einfach, vor allem nicht, wenn man kein Progesteron hat und das mangelnde Östrogen einen in den Babyblues katapultiert.

Auch, wenn man nicht stillt, bleibt die Gesamthormonlage wie oben beschrieben.

Trotzdem wirkt sich Stillen auf den Rest aus.

Je intensiver und länger das Stillen, desto länger dauert höchstwahrscheinlich die Rückkehr des normalen Zyklus und der normalen ausbalancierten Hormone.

Aber das ist nun mal so. Das ist völlig normal.

Und auch das wieder nur am Rande erwähnt, bitte nicht abstillen, nur damit die Haut fester wird oder man denkt eine Rektusdiastase geht dadurch schneller oder besser zu. Das macht keinen Sinn.

Alles, was ich hier aufzähle, gehört zum "Kinder kriegen" dazu. Am besten man akzeptiert es einfach als solches und tut, was man, kann ohne sich reinzusteigern :)

 

Die Interaktionen zwischen diesen ganzen Hormonen ist wahnsinnig komplex. Das kann ich hier gar nicht alles erläutern. Das wäre viel zu viel. Wichtig ist, dass Ihr einen Zusammenhang erkennt und Euch nicht verrückt macht, wenn manche Dinge nicht so sind, wie man sie erwartet hätte oder wenn es länger dauert.

 

Aber gehen wir weiter. Es gibt auch noch das

 

Relaxin

Grob gesagt, Relaxin macht weiche Gelenke und Bänder und ermöglicht die geschmeidige Geburt.

Es ermöglicht all die mega Überdehnungen, die man für eine Schwangerschaft und eine Geburt braucht.

Auch beim Relaxin weiß man nicht genau, wie lange es nach der Geburt im Körper bleibt. Das wird genauso individuell sein, wie alles andere auch.

 

Symptome, die mit Instabilitäten zusammenhängen, können mit dem Vorhandensein von Relaxin zusammenhängen.

 

Die Füße zum Beispiel sind allein schon durch das Gewicht in der Schwangerschaft sehr viel mehr belastet als vorher. Kommen nach der Geburt die ganzen Hormonveränderungen dazu (nicht nur Relaxin), wenn die Bänder und Muskeln überall weich sind, dann haben die Füße oft echt zu kämpfen und tun einfach weh. Vor allem, wenn man aufsteht und die ersten Schritte macht.

Das Fußgewölbe ist ja ein Gewölbe, das zum großen Teil aus einer Sehnenplatte besteht. Das kann sich auch schon mal absenken.

Über Nacht schwillt das alles vielleicht auch noch ein bißchen an und man hat morgens komische Fußsohlenschmerzen. Vielleicht auch nicht nur morgens.

Zusätzlich kommt halt noch dazu, dass das "Gewicht" jetzt nicht mehr in einem wächst, sondern man es trägt und es halt auch noch schwerer wird mit der Zeit. Oft werden sehr sehr viele Stunden am Tag "getragen". Von wegen Entlastung und so.

Das selbe gilt bei Knieschmerzen und natürlich bei Rückenschmerzen.

 

Wenn es sehr schlimm wird, kann ich nur raten, die Belastung so gut es geht zu reduzieren, Füße/Knie/Rücken behandeln zu lassen und abzuwarten bis die Hormone sich wieder einpendeln.

Und natürlich gescheite Schuhe tragen. Flip Flops sind da nicht wirklich eine Stütze. Wobei die Füße manchmal gar nicht mehr in Schuhe rein passen. Aber sobald das besser ist, gute Sneaker anziehen.

 

Kleiner Tipp: Wenn die Beinmuskeln trainiert sind, dann können sie den Füßen sehr gut Gewicht abnehmen. Es läuft sich deutlich leichter mit einem guten Quadrizeps und guten Pomuskeln.

Auch deshalb mache ich in jedem Kurs und mit jeder Patientin Stabilitätsübungen für die Beine und für das Fußgewölbe. Das Fußgewölbe ist aber eigentlich automatisch dabei, wenn man bei den Übungen richtig steht d.h. im Lot und in den Körperachsen.

Daran kann man mit einer Physio arbeiten. Es muß nicht immer gleich das ganze Rückbildungprogramm sein. Haltung korrigieren ist echt viel Arbeit und super wichtig. Das können alle Physios, dazu muß man sich nicht mit Rückbildung auskennen. 

Es bringt auf jeden Fall sehr viel mehr Spannung in den gesamten Körper und auch die Rektusdiastasen profitieren davon.

Ein guter Untergrund (Füße und Beine) gibt auch nach oben hin mehr Halt und sichert den Beckenboden besser ab.

 

Wenn es aber ganz blöd läuft und sich das Fußgewölbe in der Schwangerschaft und Rückbildung abgesenkt hat oder die Schmerzen sehr lange andauern, dann könnten auch gute Einlagen Abhilfe schaffen. Auch das wird ganz oft übersehen. Nämlich, dass die Füße vielleicht ein bißchen zu Plattfüßen geworden sind. Das kann schon auch weh tun, wenn man das vorher so nicht hatte, und der "Absinkprozess" tut halt auch weh. Bei manchen Frauen ist gerade hier das Gewebe sehr weich nach der Geburt.

Manchmal ist es aber einfach auch tagesform- und belastungsabhängig und eventuell sogar zyklusabhängig. Mit etwas Entlastung geht es dann vielleicht besser.

Und manchmal hilft tatsächlich auch eine Wärmflasche unter den Füßen.

Wer keine Wärme verträgt an den Füßen, kann es mal mit Eiswürfeln versuchen. Aber bitte immer nur kurz abreiben und nicht minutenlang drauf legen. Nicht, dass es Gefrierbrand gibt.

Die Möglichkeiten sind also zahlreich.

 

 

Schilddrüsenhormone

TSH, T3 und T4.

Die Schilddrüse spielt eine große Rolle und kann nach der Geburt geradezu unsägliche Symptome auslösen.

Es gibt ein Krankheitsbild das heißt Postpartale Thyreoiditis. 

Sie wird unter anderem auch in Verbindung mit der Postnatalen Depression gebracht.

Und es gibt auch Zusammnehänge zum Adrenal Fatigue Syndrom, einer Nebennierenschwäche.

 

Die Störanfälligkeit der Schilddrüse wird in der Schwangerschaft oft unterschätzt.

Symptome können auch folgende sein: Anhaltende Erschöpfung, Fatigue, Schlafstörungen, Herzrasen, Schwitzen. Oder auch Haarausfall, Augenbrauen und Wimpern fallen aus, sehr starker Gewichtsverlust.

Fragt hierzu bitte Euren Arzt.

(Für die Haare sind allerdings tatsächlich aber auch alle anderen Hormone mitverantwortlich)

 

Im Prinzip wäre es sehr sinnvoll vor der Schwangerschaft schon einen guten Schilddrüsenbefund zu haben, damit man später einen Vergleich hat.

Standardtest zeigen aber nicht immer alles auf. Oft kommt es auf die Verschiebungen drauf an und auf den Quotienten zwischen allen Werten. 

Manchmal sind die Werte normal und man fühlt sich trotzdem völlig mies und krank. Das könnte eventuell daran liegen, dass die Cortisolwerte erhöht sind durch viel Stress.

Erhöhtes Cortisol kann die Schilddrüsenrezeptoren blockieren und die Werte verändern.

Oder alle anderen Hormone sind in ihrem Quotienten verschoben.

(Müde und krank kann man sich übrigens auch fühlen, wenn man kein Eisen hat. Aber dazu nächste Woche mehr)

Die meisten Hormonprofil-Speicheltests (siehe unten) testen Cortisol mit. Um das zusammen mit der Schilddrüse (Blutwerte) auswerten zu lassen, braucht Ihr aber ärztliche Hilfe.

Ich möchte Euch hier nur auf Zusammenhänge hinweisen.

 

Es muß natürlich nicht immer eine manifestierte Krankheit sein. Bitte beruhigt Euch.

In den meisten Fällen ist alles völlig normal, wenn auch durchaus unangenehm.

Es kann auch einfach nur ein leichtes Ungleichgewicht sein, das sich in der Gesamtheit niederschlägt und sich von alleine im Laufe der Rückbildung wieder einpendelt oder auch nur ein klein wenig Unterstützung braucht.

Das meiste regelt sich, wie gesagt, innerhalb eines Jahres.

 

 

Mit den ganzen Dingen, die ich jetzt aufgezählt habe, hoffe ich, Ihr versteht, dass viele Symptome erklärbar sind.

Eine Inkontinenz muß nicht immer zwingend an einem großen Schaden liegen.

Manchmal spielt auch ein Östrogen- oder Progesteronmangel mit.  

Eine Beckenbodenschwäche, die nicht besser wird, liegt auch nicht immer daran, dass man zu wenig Übungen macht. Auch das kann am Hormonungleichgewicht liegen.

Genauso wie Blasenentzündungen, die keine sind oder Brennen und Schmerzen in den Schleimhäuten der Scheide. Da hilft manchmal ganz einfach eine Östrogensalbe, die man auf die Schleimhäute aufträgt oder Östrogenzäpfchen. Besprecht das mit Eurer Gynäkologin. Die Creme heißt "Ovestin". Das wirkt lokal und gelangt nicht ins Blut.

 

Schmerzen im Allgemeinen, geschwollene Gelenke, weiche Bänder, Migräne, der Bauch, der nicht weg gehen will und all das, hat eine Verbindung zu den Hormonen.

Natürlich abgesehen von tatsächlichen Verletzungen, Rissen, Narben oder auch Blockierungen der Wirbelsäule und Verspannungen der Muskulatur. Aber dafür kann man ja ganz prima eine Physio engagieren.

  

Wer übrigens vor der Schwangerschaft schon Probleme mit dem Zyklus und den Hormonen hatte, hat wahrscheinlich hinterher nicht unbedingt weniger Probleme damit. Frauen mit hormonbedingten Problemen sind eventuell sogar anfälliger für solche Symptome nach der Geburt. 

 

 

Wann muß ich Maßnahmen ergreifen und welche?

Ihr könnt so viel für Euch selber tun.

  • Die Hormonlage kann man ganz gut mit Stressregulation, Entspannung, Schlaf, regelmäßigem Essen und regelmäßiger Bewegung beeinflussen. Und natürlich frischer Luft und viel Wasser trinken. Wenn die Grundbedürfnisse des Körpers erfüllt sind, geht es einem meistens schon deutlich besser und die Hormone regeln sich besser, wenn weniger Cortisol vorhanden ist. Auch nicht-essen und nicht-schlafen ist Stress für den Körper. Das muss nicht immer persönlicher Stress sein. 
  • Es lohnt sich in allen Fällen zur Physio zu gehen und sich behandeln zu lassen. Nicht nur, wenn man Übungen braucht. Man kann viele Schmerzen lindern durch Massagen, Lymphdrainage, Manuelle Therapie, Osteopathie, Craniosakraltherapie oder auch einem Tape.
  • Beim Gynäkologen nachfragen, ob eine Östrogensalbe für die Schleimhäute Sinn macht, falls Ihr diese Probleme habt. 
  • Ob eine Therapie mit bioidentischen Hormonen (menschenähnliches Östrogen und Progesteron, damit meine ich nicht Homöopathie und auch nicht die Pille. Die heißen so) Sinn macht, wenn man gravierende Probleme hat mit dem Beckenboden und der Blase oder auch mit einer eventuellen Depression, dafür werdet ihr höchstwahrscheinlich einen sehr modernen und aufgeschlossenen Arzt/Ärztin brauchen. Aber ich finde, sich informieren und nachfragen ist immer besser, als ewig vor sich hin zu leiden. Wenn ein Mangel vorhanden ist, dann gleicht man diesen ja nur aus, um das System wieder auf "normal" zu bringen, nicht um sich mit Hormonen zuzuballern und in einen "hyper" Zustand zu gelangen. Dafür braucht es aber Hormontests und gute Ärzte. Das kann man nicht einfach so alleine regeln. In den Wechseljahren wird das wieder auftauchen und verschärft sich mit dem Abbau der Hormone noch mal ganz schön.

 

 

Im Prinzip kommt es immer auch auf die Intensität, die Schwere und die Dauer der Symptome an.

Wie sehr leidet man, wie schlimm sind die Schmerzen und wie lange dauert das schon an?

Da sehr vieles mit Erholung, Schlaf und gutem Essen zusammenhängt, würde ich auf jeden Fall raten, wenn Ihr es einrichten könnt, mal vier, fünf Tagen eine persönliche "Reha" zu machen mit Erholung, Schlafen und Essen. Alle Pflichten abgeben und nur das Nötigste (Kind versorgen) machen.

Fragt Euer Umfeld, ob das nicht mal drin ist. Ich kenne einige Frauen, die auch ohne Kind mal drei Tage in ein tolles Hotel gezogen sind, nur um zu schlafen. Das geht! Aber es braucht Organisation und Unterstützung. Aber es geht.

 

Bedenkt aber bitte immer, dass drei, sechs oder neun Monate noch keine Zeit ist in der Rückbildung.

Rückbildung ist ein langer Prozess und auch mit "Maßnahmen" geht das nicht gleich weg.

Aber es hilft ungemein die Lage zu verbessern. Das System braucht trotzdem seine eigene Zeit, um alles wieder auf "normal" umzustellen. Wie gesagt, sehr viel regelt sich nach einem Jahr. Zumindest hormonell.

Körperlich statisch dauert das meistens sogar zwei bis drei Jahre.

 

Wenn Ihr richtig heftige Symptome habt, wie oben zum Beispiel mit der Schilddrüse beschrieben, wenn Ihr völlig k.o. und ausgelaugt, nahe am Nervenzusammenbruch oder Schwächeanfall seid, macht es keinen Sinn, noch ein halbes Jahr genau so weiter zu machen.

Macht Euer persönliches Retreat und wenn es danach null besser ist, dann würde ich Dinge abchecken lassen. Und nicht nur die Schilddrüse, auch die Marker für eine Postnatale Depression.

(Über Eisen, Vitamin D und andere Dinge, spreche ich nächste Woche).

 

 

Ist man im Dauerstress, geht das mit der Erholung sicher nicht schnell.

Wenn die Cortsisolwerte in den Himmel schießen und man nicht mehr runterkommt, braucht das System recht lange, bis es wieder in einen Entspannungszustand kommt. Wie bei einem Burnout auch. Das ist dann nämlich ein Burnout. Man sagt als Regel, es dauert doppelt so lang den Stress rauszubekommen, wie ihn reinzubekommen.

Aber auch wenn es so ist, kann und muss man viel für sich selbst tun.

Es muss ja aber nicht erst zum Burnout kommen, bevor man sich um sich selbst kümmert.

Wem ist es geholfen, wenn sich die Mutter für alle aufopfert und am Ende fast alltagsuntauglich und krank ist? Und ich übertreibe nicht. Ich kenne viele Mütter, die sich bis zum Rande ausgelaugt haben und ewig gebraucht habe, um wieder auf die Beine zu kommen. Inklusive Psychotherapie.

 

Fazit

Rückbildung geschieht hauptsächlich im Inneren. Das Äußere kommt nach. Aber das geht nicht schnell.

Natürlich müssen auch Muskeln wieder schrumpfen und all das und Übungen und Bewegung sind wichtig. Aber das ist nur ein kleiner Teil der Rückbildung. Es ist der Teil, bei dem ich Euch super helfen kann. Aber das ist nicht das Ende der Fahnenstange.

So viele Konzepte, und damit Menschen, konzentrieren (oder versteifen sich sogar) ausschließlich auf das Äußere mit Übungen und Training. Und versprechen vielleicht den super Bauch, wenn man nur die und die Übungen für so und so lange macht. 

Dass das aber so oft nicht klappt oder klappen kann, erklärt das "Innere", das "Systemische".

Das "Außen" passt sich dem "Innen" an und kann nur so viel, wie es innen vorwärts geht.

 

"Aber ich mach doch alles und es wird nicht besser"

"Die Physio hat auch nicht geholfen"

"Welche Übungen kann ich denn noch machen"

"Ich fühle mich nur noch fertig"

"Meine Haare sind total dünn"

"Ich fühle mich so häßlich"

 

Das sind nur einige wenige Zitate aus vielen Mails, die ich bekomme.

 

 

Wer tatsächlich dauerhaft nach der Rückbildung (länger als das erste Jahr) Probleme mit den Hormonen hat, kann zuhause auch mal einen Test machen oder sich Blut abnehmen lassen.

Manche Ärzte halten nichts von den Speicheltests, aber manche eben schon.

Schadet auf jeden Fall nichts. Kostet halt was. Das müßt Ihr dann für Euch entscheiden. Aber so bleibt man unabhängig. Und gerade so ein Stressprofil wird sowieso mit Speichel getestet.

Ärzte halten oft auch nichts von Heilpraktikern, aber es gibt tolle Heilpraktikerinnen, die sich ganz auf Frauen und Hormone spezialisiert haben. Man kommt natürlich nicht immer mit Homöopathie weiter, aber es hilft trotzdem oft ungemein.

Wenn aber zum Beispiel Progesteron (oder was anderes) massiv fehlt, dann braucht man Progesteron (oder was anderes). Das kann ganz wichtig sein für die nächste Schwangerschaft. Das bildet sich nicht mit Kügelchen. 

Im Idealfall arbeiten alle Beteiligten ohne Vorurteile zusammen.

 

Nur als Beispiel gibt es diese Tests unten im Bild. Gibt auch noch andere Firmen, aber diese finde ich zuverlässig und hilfreich.

 


Als Lektüre kann ich auch folgendes Buch empfehlen. Ist neben den faktischen medizinischen Erläuterungen auch zusätzlich alternativ-medizinisch und nebenbei auch ein bißchen spirituell angehaucht. Von einer Gynäkologin geschrieben. 

 

 

 

Hier geht es weiter mit Teil 2 der Symptome. Es gibt ja genug Symptome, über die man schreiben kann.

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Hi, ich bin die Nicole. Ich bin seit 25 Jahren Physiotherapeutin und habe viele Jahre auf der Wochenstation und auf der gynäkologischen Station in der Frauenklinik gearbeitet. Von mir bekommst Du Informationen zum "Thema" aus erster Hand. 

Rückbildung vom ersten Tag an, im Rückbildungskurs, in der Praxis mit Patienten und leider auch oft die Spätfolgen von Beckenbodenschwächen (und was es sonst noch alles geben kann)  in der operativen Gynäkologie, kenne ich in und auswendig. 

Bei mir bist Du richtig, wenn Du reale medizinische Informationen zum Thema

Rückbildung und Frauengesundheit suchst. Mehr über mich findest Du hier.

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Kommentare: 6
  • #1

    Suserl (Sonntag, 15 November 2020 22:02)

    Wow ! Herzlichen Dank für soviel geballte Kompetenz!
    Tausend Dank für deine Mühe&Zeit ! Soooo unglaublich hilfreich:)

  • #2

    Happymama (Montag, 16 November 2020 00:38)

    Der Artikel hat mich total beruhigt und versichert, dass mein Körper doch nicht dauerhaft geschädigt ist. Jetzt fühle ich mich Wieder normal �
    Herzlichen Dank!!!

  • #3

    Nicole Frank (Montag, 16 November 2020)

    Sehr gerne Ihr zwei :) Bin immer froh, wenn das, was ich schreibe, weiterhilft :) Liebe Grüße, Nicole

  • #4

    Esther (Freitag, 05 Februar 2021 13:28)

    Liebe Nicole, sehr hilfreich auch über die hormonellen Zusammenhänge Bescheid zu wissen - vielen Dank!!

  • #5

    Nicole Frank (Dienstag, 09 Februar 2021 15:01)

    Liebe Esther, sehr gerne :)

  • #6

    Dani (Sonntag, 02 April 2023 09:46)

    Danke für diese tolle Zusammenfassung. Nach einer anstrengenden Schwangerschaft und schweren Geburt, warte ich 12 Wochen danach endlich auf Besserung, die Schmerzen in den Gelenken sind neu und bisher nicht erklärbar. In dem Artikel finde ich mich und fühle ich mich verstanden und kann mit all den Symptomen besser umgehen. Danke!