Um was es im Wochenbett wirklich geht

 

 

 

Diese Woche war ich mal wieder auf einer ganz tollen Fortbildung von Hebamme und Hebammenausbilderin Sabine Friese-Berg. Es ging um die "nachhaltige Wochenbettbetreuung".

 

Und ich wurde, Gott sei Dank, mal wieder ganz deutlich erinnert, um was es im frühen Wochenbett eigentlich wirklich geht. Manchmal verliert man ja doch ab und zu, bei allem "Geturne" und bei allem "man muß sich ja aktiv rückbilden" und Facebook und Instagram, ein bißchen den Sinn für das Wesentliche.

Wie ihr ja sicher wißt, bin ich schon immer ein Verfechter von "langsam, gemach und sicher" was die Rückbildung angeht.

Gerade, weil ich weiß, wie die Akutphase der Wöchnerinnen im Krankenhaus aussieht und wie verletzlich das ganze System in dieser körperlich und emotional kritischen Zeit tatsächlich und ganz real ist, poche ich immer wieder auf "langsam und sicher". 

Aber sogar ich, die ich lange auf der Wochenstation gearbeitet habe, werde immer wieder in den allgemeinen Hype hineingezogen, und auch ich verliere mich manchmal zu sehr in diesen "Äußerlichkeiten" der Rückbildung. 

 

 

Die ersten zwei Jahre sind die wichtigsten und sie sind die Grundsteinlegung für das ganze weitere Leben des Kindes und für die Verbindung zwischen der Mutter und ihrem Kind. 

Das Urvertrauen wird aufgebaut und damit wird auch, auf einer anderen Ebene, das Immunsystem bzw. die Grundgesundheit des Menschen, gestärkt. Aber dazu komme ich gleich noch.

 

In der (Online-) Welt ist das tatsächliche Wochenbett meistens gar nicht so wirklich präsent.

Es ist eher fast wie eine Wabe, die jede Frau halt hinter sich gebracht hat, gesprochen wird eigentlich nicht darüber. Egal, was da passiert ist und was die Frauen dort erleben. Und das muss nicht immer etwas Schönes sein.

 

Es geht heute ein bisschen um die eigentlichen Grundlagen des Lebens. 

Nämlich des neuen Lebens und wie die Verbindung zwischen Mutter und Kind eigentlich vom ersten Tag an gefördert werden muss und wie das gar nicht so wirklich möglich ist in den Kliniken.

 

Und das hat Folgen. Und ich denke, nicht zu knapp.

Zum einen für die Gesundheit der Mutter und zum anderen für die Gesundheit des Babys.

Ruhe, Zeit für einander und Zeit für ein gutes Bonding, sich kennenzulernen, Urvertrauen aufzubauen, sind ausschlaggebend für den Anfang. 

Doch meistens ist diese Ruhe und die Zeit gar nicht gegeben auf einer Wochenstation.

Dieser hektischen Start ins Leben, zieht sich einfach weiter durch das Leben des neue Menschen und auch durch die ganze Rückbildungszeit der Mutter.

 

Viele Geburtserlebnisse, die vielleicht nicht so schön waren, werden oft später auf den Körper übertragen und oft ist der Körper auf Dauer auch der Austragungsort und der Kriegsschauplatz für Dinge, die nicht verarbeitet wurden oder für Dinge die verpasst wurden nach der Geburt. Da bin ich mir ganz sicher.

Nicht nur das Baby braucht Sicherheit, sondern auch die frische Mutter. 

Oft geht das im Trubel und Getümmel auf der Wochenstation völlig verloren. Es kann oft von Anfang an überhaupt gar keine Sicherheit für beide hergestellt werden. Die Kontaktaufnahme zwischen Mutter und Kind wird durch ständiges Stören und durch Ablenkungen sehr erschwert.

Das Problem auf die lange Sicht ist aber, dass ein Bonding-Defizit (bei Mutter oder Kind) immer irgendwann als Symptom wieder zum Vorschein kommt. Seelisch oder körperlich.

Es ist auch keine Zeit auf den Stationen für eine wirklich gute und ausreichende Betreuung durch Schwestern oder Hebammen. Es muß immer schnell schnell gehen. Immer. Nicht zu vergessen der Personalmangel.

 

Die Unsicherheit und die fehlende Bindungs-Sicherheit, die die Mutter vielleicht von Anfang an mitbekommt und dann mit sich herumschleppt, kann sich später in Krankheitsymptomen äußern oder vielleicht sogar in einer verschleppten Wochenbett Depression. Manchmal kommt das auch erst ein paar Jahre später raus.

Für das Baby kann das genauso gesundheitliche Probleme bereiten und eine verschleppte Lebensangst oder Unsicherheit nach sich ziehen, die erst viel später zu Tage tritt. Oder vielleicht auch im späteren Leben ein schlechtes Immunsystem.

 

Die Zusammenhänge werden oft gar nicht erkannt.

 

Von Anfang an wird der eigenen Biologie und Natur kaum noch Raum gegeben in unserer Gesellschaft. Und schon gar nicht in den Kliniken.

Unsere Gesellschaft ist so wahnsinnig verkopft, überzüchtet und auf Profite aus, da sind sämtliche Urinstinkte schon gar nicht mehr vorhanden. Und wenn sie da sind, kann es gut sein, dass man damit sehr aneckt. Ob im Leben oder auf der Wochenstation.

 

Die Situation auf einer Wochenstation kann schon ganz schön übergriffig sein.

Oft kann überhaupt keine Privatsphäre, geschweige denn Intimsphäre, für die neue kleine Familie hergestellt werden, so dass ein echtes und tiefes Bonding zwischen Mutter und Kind auch passieren kann.

Die Türen gehen ständig auf und zu, ständig kommen und gehen Leute in dieses Zimmer, das eigentlich von innen abgeschlossen werden müße, damit alle zur Ruhe kommen und sich kennenlernen können.

Der Arzt kommt und geht, Kinderarzt Untersuchungen stehen an.

Die Putzfrau kommt und läßt die Tür sperrangelweit aufstehen, während die Mutter mit entblößten, schmerzenden Brüsten halbnackt im Bett liegt.

1000 Besucher kommen. Die Babies werden von einem zum anderen gereicht. Ich sage euch, die Babies sind nachts "durch". 

Die Laktationsberaterin faßt einfach ungefragt mit ihren kalten Händen an die empfindliche Brust der Mutter. Die Schülerin läßt dabei auch die Tür offen stehen.

Kaum sind alle eingeschlafen, kommt das Mittagessen, das auch noch komplett nährstoffarm und blähend für den empfindlichen Magen der neuen Mutter ist.

Dann kommt die Physio, die unbedingt turnen will.

Dann kommt die Fotografin, die ihre Quote erfüllen muß.

Dann klingeln ständig die Handys oder noch schlimmer, sie liegen direkt neben dem Babykopf im Kinderbett (1000x genau so beobachtet, ich meine, muß das denn sein? Hat mich doch neulich eine erboste Mutter angeschrieben, ob ich denn überhaupt Studien hätte, die beweisen, dass das schädlich ist..... also bitte, geht's noch, so weit sind wir schon).

Dann läuft der Fernseher, dann läuft die Musik, dann ist Lärm auf der Station im Gang, dann rennen 50 Kinder von anderen Besuchern über den Gang und machen Rabatz.

Dann sitzen die Familien mit ihren 15 Cousinen auf dem Gang und halten Kaffeeklatsch oder vielleicht sogar im Zimmer, in dem noch eine andere Mutter am ersten Tag nach OP liegt und absolut und unbedingt schlafen müßte........ und so weiter und so fort. Katastrophe.

Ich bin eh für offizielle Besuchszeiten, die höchstens 2 Stunden am Tag betragen. Fertig. 14-16 Uhr. Und nur die engsten Angehörigen dürfen auf Station. 

 

Das oben sind keine Ausnahmen, das ist völlig normal für ein ganz normales Krankenhaus! So läuft's. Jeden einzelnen Tag.

 

Wie soll denn da eine Einheit zwischen Mutter und Kind entstehen können?

Wie sollen denn da sicher gebundene Kinder und spätere Erwachsene entstehen können?

Wie sollen sich denn da die Frauen erholen und Sicherheit mit ihrem Kind bekommen?

Wie sollen denn die Frauen zu sich kommen? 

Ist doch kein Wunder, wenn da das Stillen nicht klappt.

Ist doch kein Wunder, wenn die Frauen völlig verstört, überfordert und reizüberflutet heim kommen. Die ersten und wichtigsten zwei Tage kannst du da eigentlich in die Tonne treten.

Da können die Frauen nur versuchen, so selbstbestimmt wie möglich zubleiben, indem sie Grenzen ziehen, soweit es ihnen möglich ist. Auch, wenn das unangenehm mit der Verwandschaft sein mag oder im Freundeskreis nicht ankommt. Und auch, wenn das ein bißchen zum Anecken beim betreuenden Pflegepersonal führt. Und auch, wenn es bedeutet, mal nicht ständig am Handy rumzuschrauben.

Die ersten Tage mit deinem Baby bekommst du nie wieder zurück. 

 

 

 

 

 

 

 

Die ersten zwei Tage sollten eigentlich so aussehen:

80% des Tages verbringt die Mutter mit dem Baby im Bett. Am besten nackt, Haut auf Haut, abwechselnd Baby bei Mutter und Vater.

Das fördert das Prolaktin (für die Milch) und das Oxytocin (für die Bindung).

Das Oxytocin ist auch wichtig für das Immunsystem.

 

"Ununterbrochener Kontakt zum Kind ist wichtig in den ersten zwei Tagen, denn nur so entsteht Mütterlichkeit und für das Kind Sicherheit und Stabilität", sagt Sabine Friese-Berg. Und so fließt auch die Milch viel problemloser.

Wenn das so nicht geht, ist die "Verordnung", dass mindestens täglich eine Stunde Nackt-Bonding mit dem Baby gemacht wird. Als Übung quasi.

 

Das ist ganz wichtig für die Grundgesundheit und für das Immunsystem des Babys.

Streß macht Cortisolausschüttung und viel Cortisol (Adrenalin) schwächt das Immunsystem.

Bei Mutter und Kind. Aber hier natürlich vor allem beim Baby.

Die neuen, oft lauten, Umwelteinflüsse, sind Streß für das Baby. Und auch die Geburt an sich, ist Streß. Wichtig ist, dass Mutter und Kind erstmal "runterfahren" und zu sich kommen, im wahrsten Sinne des Wortes. 

Milch, die nicht fließt, hat auch ganz oft mit Streß zu tun. 

 

Den Müttern fehlt oft die Sicherheit, die Entspannung und natürlich die richtige, persönliche Betreuung. Die kommen da erst gar nicht hin, weil das auf der Wochenstation ganz oft ganz automatisch einfach nicht möglich ist.

Wer erzählt einem denn, was los ist und wie es weiter geht? Kein Mensch.

Oder es sind nur 10 Minuten Zeit, in denen man alles erklären muß (ich als Physio zum Beispiel), aber in so einer frischen Phase, bleibt doch da nichts hängen. 

Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Mutter sich vorrangig ganz auf das Baby konzentriert und nicht auf Außeneinflüsse. Es ist auch nicht schlimm, wenn sie sich nichts merken kann. Das gehört so. Es sind ganz andere Dinge wichtig, die auf einer anderen Ebene stattfinden. Es muss Sicherheit, Geborgenheit, Wohlfühlen und Entspannung vermittelt werden. Das Überleben muß für das Baby gesichert werden. Das ist es, was die Natur will.

 

Wichtig wäre eine tolle Massage für den schmerzenden Rücken für 30 Minuten, nicht nur, um Schmerzen zu lindern, auch um den Parasympathikus anzuregen. Das ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der Ruhe und Verdauung regelt. Der andere ist der Sympathikus. Das ist der, der Kampf, Flucht oder Totstellen macht. Das brauchen wir nicht im Wochenbett. Und auch nicht in der Schwangerschaft.

Entspannung fördern, Streßabbau!

 

 

 

 

 

 

Was im Wochenbett dringend gebraucht wird, in der Schwangerschaft schon, ist Parasympathikus und Entspannung. Wenig Cortsiol und schon gar keinen dauerhaften Cortisol-Überschuß, sprich Dauerstress.

Das schadet dem Baby. Auch hierzu gibt es eine Studie.

Ich hab das meistens bei der Arbeit so gemacht, dass ich sehr viel massiert habe. Ich habe 1-2 Übungen und auch Verhaltensmaßnahmen für den Anfang mitgegeben. Das reicht. Mehr stört.

Viel Zeit durfte das natürlich nicht in Anspruch nehmen offiziell.

 

Die Anweisung der Klinikleitung war immer, man solle doch so viele Patienten so schnell wie möglich "durchmachen", weil auf der Unfallchirurgie liegt ja noch "das Knie", das Treppen üben muß.... und "das frische Knie" ist leider immer wichtiger als ein frischer Mensch oder eine frische Mutter..... und je mehr Patienten am Tag "behandelt" werden, desto besser ist auch der Profit. Warum man in einem christlichen Haus Profite machen muß, ist mir eigentlich eh ein Rätsel, aber im Prinzip war das ja nie anders in der Kirche, sorry. Aber das ist in anderen Häusern ja nicht anders.

So viel zur Entspannung.

 

Das Wochenbett ist eigentlich da, damit sich Mutter ausschließlich um das Kind kümmert. Das ist die Biologie und die Natur.

Das Baby hat erst nach drei Tagen "Organ-Stabilität" und ist in einer ganz fragilen Situation des Überlebens. Die Mutter muß dieses Überleben sichern. Darum geht es. Dass das Kind keine Angst direkt mitbekommt, dass es allein gelassen um sein Überleben kämpfen muß. Das Kind braucht die absolute Sicherheit, dass es sicher aufgehoben ist.

Sobald der Kinderwagen mehr als 1,5 m von der Mutter entfern ist, fangen die Babies an unruhig zu werden oder zu schreien. Das haben wir immer und immer wieder auf Station erlebt. 

Wenn die Frauen mit einem kleinen Baby in die Praxis kommen, fangen in 99% der Fälle die Babies an zu schreien, sobald ich eine Hand an die Mutter lege. Auch, wenn es zwei Minuten vorher noch im Tiefschlaf war. Und wir reden ja nicht mega laut in der Praxis, so dass Babies automatisch wach werden. Alles so Zeichen

 

Die ersten sechs Wochen braucht das Baby auf jeden Fall die volle Konzentration der Mutter.

Viele Mütter gehen nach Hause und fangen an den Haushalt zu machen.

Mal abgesehen von der körperlichen Belastung, die echt nicht sein muß, ist das ja auch absolut keine Erholung und nicht gerade regenerationsfördernd.

Den Haushalt mit dem Kind auf dem Rücken oder vorne im Tragetuch zu erledigen, ist auch nicht gerade "Quality Time" und hat nichts mit Bonding zu tun. Es geht ja auch um die Achtsamkeit und die ganz bewußte Kontaktaufnahme zum Kind und nicht nur um das "Zweckmäßige".

Und vor allem nach den Strapazen einer Geburt und den ersten schlaflosen Nächten, müssen diese Sachen echt nicht sein. Das sollte man anders organisieren.

Außerdem dürfen Besucher dürfen kommen, wenn sie gesundes Essen mitbringen und Freundinnen müssen einem die Füße massieren, dann dürfen sie bleiben. 

 

Der Fokus muss auf dem Baby liegen. So hat es die Natur gedacht.

Vielen Müttern muß Bonding erst beigebracht werden.

Und wie Sabine sagt, Mütterlichkeit entsteht erst durch den Kontakt zum Kind.

 

Ich weiß, viele von euch sind sehr bewusst und bedacht darauf, alles richtig zu machen.

Aber das Gros der Menschheit ist nicht so bewußt. Ganz vielen Frauen muss Mütterlichkeit wirklich erst beigebracht werden. Auch der Umgang mit einem Baby generell muss ganz vielen Menschen erst beigebracht werden.

Aus meiner eigenen Erfahrung auf der Wochenstation heraus weiß ich, dass doch so einige Frauen nicht wissen, was sie mit ihrem Baby anfangen sollen.

"Was will der von mir", hat mal eine Mutter zu mir gesagt, als ihr Baby geschrien hat. Das Baby lag im Kinderwagen 1 m weiter weg und die Mutter war völlig hilflos. Es war nicht in ihrem Instinkt, das Baby einfach in den Arm zu nehmen und sie kam auch nicht auf die Idee, dass ihr Baby vielleicht Hunger hat. Warum auch immer das manchmal so ist. Auch so sind Menschen geprägt. Vielleicht auch aus dem Mangel an einem eigenen Bonding mit der Mutter damals. Sie kennen es nicht anders. Und so geht das mit dem eigenen Kind gerade weiter.

 

 

 

 

 

 

Viele Mütter sind auch ständig abgelenkt und gar nicht anwesend geistig. Viel zu viel von außen. 

Handys, Social Media, ständig unterwegs, Lärm in Cafés und vieles mehr.

Und viele Mütter haben natürlich auch ein schlechtes Gewissen, wenn sie nicht in den ersten drei Monaten direkt auf der Matte liegen und ein straffes Übungsprogramm durchturnen. Aber auch das ist Ablenkung und macht Streß innerlich. Dieser Druck muß überhaupt nicht sein.

 

Natürlich ist es wichtig, dass sich die Mutter gut um sich kümmert und ihre Gesundheit fördert.

Ganz klar. 

Aber in den ersten 6 Wochen reichen ein paar der wichtigsten Übungen völlig aus.

Und alles, was danach kommt, muß auch in Maßen passieren.

Soziale Kontakte in Gruppen und Kursen sind ja auch wichtig für die eigene Psyche. Daran ist ja auch gar nichts auszusetzen. Aber man darf es halt nicht übertreiben. Wie mit allem im Leben.

 

Was ich halt immer wieder erlebe, ist Overload und Overdose.

Das meiste ist viel zu viel. Und dann kommt noch die Hysterie um den Postbaby Körper dazu, die wirklich nicht sein muss.

Die Aufklärung über die ganz normalen Vorgänge ist enorm wichtig, damit die Frauen sich mental auch mal entspannen können.

Ich erlebe das so so oft, ich habe ja auch schon so oft darüber geschrieben, dass ganz viele Frauen ihren Körper als komplett fehlerhaft ansehen nach der Geburt. Dabei ist er völlig normal und tut das, was die Natur ihm mitgegeben hat.

Die schlechte Betreuungen auf der Wochenstation von Anfang an, tut da natürlich Ihr übriges.

Wie gesagt, es fehlt die Sicherheit für sich selber, für den Körper, für das Baby und für den Prozess, der jetzt auf der Wochenstation in Gang gekommen ist für die nächsten 2-3 Jahre.

 

Und wenn den Frauen die Sicherheit in den Kliniken schon vom ersten Tag an fehlt, werden sie später, im Verlauf der ganzen Rückbildung, mit genau dieser Unsicherheit irgendwann konfrontiert.

Ich glaube, man merkt es genau daran ganz besonders. Auf den Körper projizierte Unsicherheit. 

Und in genau diese Kerbe schlagen leider ganz viele, ich muss es noch mal sagen, Fitnesskurse und Abnehm-Projekte und was es sonst noch alles gibt. Diese Unsicherheit wird ja überall gefüttert mit falschen Vorbildern, falsche Fotos und falschen Zielen, die in den ersten 2-3 Jahren oft gar nicht zu erreichen sind. Dann wird der Frust noch viel größer. Täglich erlebe ich das.

Viele Frauen haben auch wirklich richtige Schäden und Verletzungen abbekommen durch die Geburt.

Auch hier fehlt ganz oft die Aufklärung darüber, was zu tun ist und wie es weiter geht. Ganz besonders fehlt auch hier den Frauen oft eine innere Zuversicht, dass sich sehr viel mit der Zeit erholt und heilt und dass es Therapeuten gibt, die einem professionell helfen können.

 

Oft macht der Körper der Mutter erst einen Satz nach vorne und wird stabiler und Symptome werden besser, wenn das Kind aus dem Gröbsten heraus ist. Das ist nach 2-3 Jahren. Wenn Das Kind laufen kann, wenn es alleine essen kann, wenn es sich artikulieren kann. Wenn es nicht mehr so abhängig von der Mutter ist, was das Überleben angeht. Natürlich ist es immer noch abhängig. Aber es geht um das Grundüberleben.

Oft ist erst dann das Signal im Körper der Mutter da, "jetzt darfst du wieder du sein".

 

Ganz wichtig ist es, dass ihr als Frauen und Mütter euch merkt, dass das allerwichtigste in dieser Zeit ihr und das Baby seid. Und nichts anderes.

Oxytocin ist das Zauberwort. Das ist es, was gebraucht wird. Nicht Adrenalin bzw. Cortisol. 

Viele Frauen gebären schon aus einer Stresssituation heraus, die sie in ihrem Leben schon ewig herumschleppen, weil sie nie zur Ruhe kommen.

Die letzten vier Wochen vor der Geburt sind ganz besonders wichtig, damit die Mutter mal runterkommt und den oben genannten Parasympathikus ins Spiel bringt. Entspannung.

Und genau das ist für eine Geburt wichtig und auch für das Baby. 

 

Nach den ersten sechs Wochen geht das Leben natürlich irgendwann weiter. Es wird sicher mühsamer, wenn die schlaflosen Nächte anfangen an einem zu zehren.

Ich kann nur allen Müttern raten, nicht ab dann wieder in Hektik, Panik und Streß zu verfallen.

Das ist manchmal ein Automatismus, der sich wieder ganz langsam einschleicht, ohne dass man es merkt. Und dann kommt auch irgendwann, in der Erschöpfung, die Panik, dass mit dem Körper und einem selber etwas nicht stimmt.

Und auch hier kann ich nur raten, aktiv und bewußt in die Entspannung zu gehen und runterzufahren. Mit Meditationen und langsamen Bewegungensübungen. Mehr "Körperarbeit" als "Körper-Training". Mehr Baby-Körperkontakt ganz bewußt, als zweckmäßiges Rumtragen.

Meistens hilft das schon sehr.

 

 

 

Sabine Friese-Berg hat ihre Hebammenarbeit ganz darauf konzentriert, schon in der Schwangerschaft die Frauen so zu betreuen, dass sie Sicherheit und Geborgenheit erfahren. Und auch Zutrauen für sich und die Geburt.

Entspannungstechniken und Massagen sind ganz besonders wichtig und dazu noch ein gesundes Bewegungsprogramm.

Aufklärung und Betreuung, die Sicherheit vermitteln, sind ganz besonders wichtig.

Und genau so sollte das dann auch nach der Geburt weiter angeleitet werden für die Frauen.

Da Rückbildung, bzw. das neue Leben mit Kind, sowieso kein Picknick ist, ist das ganz besonders wichtig.

 

 

 

 

 

 

Fortbildungen bei Sabine Friese-Berg findet ihr hier:

FBZ Bensberg

Hebammenbetreuung durch Sabine findet ihr hier:

https://hebamme-friese-berg.de

Ein paar Buchtipps:



Hi, ich bin die Nicole. Ich bin seit 25 Jahren Physiotherapeutin und hab viele Jahre auf der Wochenstation und auf der gynäkologischen Station in der Frauenklinik gearbeitet. Von mir bekommst Du Informationen zum "Thema" aus erster Hand. 

Rückbildung vom ersten Tag an, im Rückbildungskurs, in der Praxis mit Patienten und leider auch oft die Spätfolgen von Beckenbodenschwächen (und was es sonst noch alles geben kann)  in der operativen Gynäkologie, kenne ich in und auswendig. 

Bei mir bist Du richtig, wenn Du reale medizinische Informationen zum Thema Rückbildung und Frauengesundheit suchst. Mehr über mich findest Du hier.


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Kommentare: 4
  • #1

    Teresa (Sonntag, 24 März 2019 18:42)

    DANKE!
    Trotz das ich das alles vorher wusste, als das Baby dann da war und auf der Neo lag, war alles vergessen. Jetzt ein halbes Jahr später, macht sich das "Nicht-Wochenbett" sehr bemerkbar.

  • #2

    Andrea (Sonntag, 24 März 2019 20:33)

    Liebe Nicole! Danke für diese Worte zum Sonntag. Ich habe mich in vielen Aussagen wiedergefunden und denke, dass eine optimale Wochenbettbetreuung auf keiner Wochenbettstation mehr möglich ist. Effizienz und Kosten sind heute halt wichtiger als Menschlichkeit und Urvertrauen entwickeln. Ein guter Start ins Leben ist gar nicht so selbstverständlich. Oft spricht man auch heute noch nicht viel darüber, wenn der Neustart (egal ob beim 1.,2. oder 3.Kind)nicht so einfach ist. Wochenbettdemenz, Anpassungsstörungen oder gar Wochenbettdepression sind noch lange nicht raus aus der Tabuzone!
    LG Andrea

  • #3

    Nicole Frank (Sonntag, 24 März 2019 21:16)

    Liebe Teresa,
    ja gerade, wenn die Babies von der Mutter getrennt sein müssen, wird es noch schwieriger. Das kann man mit ganz ganz viel direktem Hautkontakt und bewußtem Bonding wieder ausgleichen. Ich drück Dir fest die Daumen. Liebe Grüße, Nicole

  • #4

    Nicole Frank (Sonntag, 24 März 2019 21:24)

    Liebe Andrea, da hast Du völlig recht. Ich finde wie das alles gehandhabt wird wirklich äußerst rückschrittlich. Und das in unserer modernen, angeblich aufgeklärten, Gesellschaft. Der Fortschritt der Medizin scheitert leider sehr oft an der Unpersönlichkeit und der Unempathie. So traurig das ist. Manchmal hab ich sogar das Gefühl, dass sich gerade in Krankenhäusern ganz gerne recht unsoziale Charaktere bei der Arbeit versammeln. Ich wünsche Dir alles Gute, liebe Grüße Nicole