Was ist eigentlich "funktionell"? Teil 2 - Vom Bewegungsmuster zur Integration

 

 

Du kannst diese Folge wie immer direkt auf meiner Webseite hier hören oder du hörst hier:

In Teil 2 mache ich genau da weiter, wo ich in der letzten Podcastfolge aufgehört habe.

Nämlich bei der funktionellen Rückbildung.

Ich hatte ja letztes Mal erklärt, wie Funktion überhaupt erst entsteht. Wir haben uns die Embryologie angeschaut und sind dann weiter, hin zur Entwicklung der Bewegungsmuster beim Baby.

Schauen wir uns also heute in dieser Folge an, was "funktionell" im therapeutischen Kontext bedeutet– und was es nicht bedeutet.

Hör dir am besten zuerst Teil 1 an zum besseren Verständnis.

 

In der Fortsetzung heute sprechen wir über:

  • Funktionelle Bewegungsmuster. Was sind funktionelle Bewegungsmuster.

  • Wie du sie sinnvoll in die Rückbildung integrieren kannst.

  • Über neurovegetative Verschaltungen. Denn ohne unser vegetatives Nervensystem läuft gar nichts.
  • Warum so viele Trainings scheitern.
  • Und ob Faszientraining funktionell ist.

 

 

Machen wir noch kurz mal die Schleife und fassen zusammen:

Was hat die Bewegungsentwicklung des Babys mit funktionell bzw. mit Rückbildung zu tun?

ALLES.

Denn:

Ein Baby durchläuft in den ersten Lebensmonaten eine hochintelligente, systemisch abgestimmte Bewegungsentwicklung, die exakt zeigt, was Funktion bedeutet.

 

Im Embryo werden funktionelle Einheiten zusammen angelegt.

Vom Neugeborenen zum aufrechten Gang: Funktion entwickelt sich in Systemen und nicht in einzelnen Muskelgruppen, die auftrainiert werden.

 

Bevor wir eintauchen, möchte ich kurz sagen, dass unsere Fortbildung Postpartum Pro für Physios, Hebammen und alle, die mehr wissen wollen, noch bis Samstag, den 17. Mai 2025 um 23.59 Uhr geöffnet hat.

Postpartum Pro ist eine super umfassende online Fortbildung, die mehr als 40 Stunden an Videos enthält. Das sind 5 ganze Tage, die du dir immer und immer wieder anschauen kannst. 

Da sind alle grundlegenden Dinge drin, die du wissen musst, wenn du mit Frauen nach der Geburt arbeitest. Sei es über die Rückbildung, die Rektusdiastase oder den Beckenboden. Wir befassen uns eingehend mit den ganzheitlichen Zusammenhängen. Ohne die geht es einfach nicht. Muskelketten, Faszienketten, Diapgragmen. Alles ist miteinander verbunden von oben bis unten von der Mitte zu den Seiten. Der Beckeboden oder die Rektusdiastase sind nur einzelne Teile eines großen Systems. Wir können die nicht alleinstehend betrachten oder behandeln.

Wir haben übrigens ein brandneues Update dabei: Den Kaiserschnitt. Alles über den Kaiserschnitt. Von der Klinik bis hin zu Übungen für zuhause und die Versorgung der Narbe.

Wir erhöhen übrigens ab Oktober den Preis. Wir haben inzwischen so unglaublich viel Stoff im Kurs und auch noch die vielen live Masterclasses mit tollen Experten wie zum Beispiel Dr. Rainer Lange, Prof. Dr. Mandy Mangler, Dr. Martina Lenzen-Schulte kommt im Juni, wir müssen da einfach jetzt ein bißchen unseren Preis anpassen, um dieses hochkarätige Niveau zu halten. Und du kannst direkt am Puls der Zeit dabei sein. Wir haben immer das Neueste vom Neuesten und sind immer auf dem absolut neuesten Stand der Fach-Dinge.

 

Und genau darum geht es eben auch heute wieder.

Nämlich darum, wie wir wieder die funktionelle Einheit des Körpers nach der Geburt herstellen können. Und nicht nur herstellen. Wie wir das anbahnen und aufbauen können.

Also fangen wir an.

 

Was sind Funktionelle Bewegungsmuster?

 

In der letzte Podcastfolge haben wir ausgiebig über die Bewegungsmuster und die Bewegungsentwicklung des Babys gesprochen. Ich wiederhole das jetzt nicht. Hör dir vor dieser Folge bitte Folge #39 an.

 

 

Funktionelle Bewegungsmuster sind Bewegungsformen, die der Körper braucht, um:

  • sich im Raum zu orientieren
  • Last zu übertragen
  • sich stabil & effizient zu bewegen
  • Reize sensorisch und motorisch zu verarbeiten 

 

In der Trainingswissenschaft gelten 7 Bewegungsmuster als die Basis für alltagsrelevante, komplexe Bewegungen. Sie sind jetzt nicht ausschließlich unbedingt an die Bewegungsentwicklung des Babys angelehnt, aber sie sind in sich funktionell, weil sie:

  • mehrere Gelenke gleichzeitig integrieren,

  • oft über diagonale Ketten funktionieren,

  • reale Alltagsbewegungen abbilden,

  • und Koordination, Kraft, Gleichgewicht und Atmung gleichzeitig herausfordern.

Das heißt, diese Muster sind im Prinzip:

Nicht Übungen – sondern Ausdruck koordinierter Ganzkörperfunktion. 

Und die kann man natürlich in einen Übungsablauf integrieren.

 

 

Diese 7 Bewegungsmuster sind folgende:

  1. Squat – in die Hocke gehen (z. B. Hinsetzen, Aufstehen, Baby hochheben)

  2. Lunge – Ausfallschritt (z. B. Aus dem Auto steigen, Treppe steigen)

  3. Push – etwas wegdrücken (z. B. Tür aufmachen)

  4. Pull – etwas herziehen (z. B. Einkaufstasche, Kind)

  5. Hinge / Bend over – aus der Hüfte beugen (z. B. Etwas aufheben, Boden aufwischen, Baby aufheben)

  6. Rotation – rotieren, diagonal greifen

  7. Balance / Gait – Gehen & das Gleichgewicht halten  (z. B. im Alltag, auch mit müdem System)

 

Die Frage ist ja immer:

Welche Übungen darf ich wann machen nach der Geburt?

Wenn wir uns die Bewegungsentwicklung des Babys anschauen und auch diese 7 Bewegungsmuster, dann ist die Frage aber eher, welches Bewegungsmuster soll ich üben. Anstatt, welche Übung soll ich machen.

Dass man Teile eines großen Bewegungsmusters üben kann, ist logisch. Wir zerlegen den großen Bewegungsablauf in kleinere, verdaubare. Sprich in Einheiten, die der Körper nach der Geburt jetzt gerade in diesem Moment leisten kann, ohne zu kompensieren.

Dann bleibt die Frage, welche Untereinheiten oder Übungen sind das dann? Welche Übungen passen, um die funktionellen Ketten und Muster wieder zu aktivieren?

Und dann stellt sich immer die Frage: Was davon mache ich wann? Zu welchem Zeitpunkt?

 

Das ist kein einfaches "Nachturnen" von Bewegungsmustern und auch nicht einfach eine willkürliche Abfolge an random Übungen. Wie zum Beispiel: Pflücke mit deiner Vagina 5 Minuten lang Grashalme. Auch dazu gibt es eine ganz tolle Podcastfolge, die du dir unbedingt anhören solltest. Folge #36: Die 4 größten Mythen im Beckenbodentraining (Gänseblümchen pflücken, Fahrstuhl fahren, 3 Schichten anspannen, den Achtermuskel anspannen).

 

Zu den vielen anderen gängigen Übungen in der Rückbildung kann ich nur sagen: 

Die sind für mich inzwischen leider eher eine "Totschlag Liste", im Sinne von, ich mache so heftige Übungen, dass mein Körper absolut null Funktion daraus mitnehmen kann, weil sie direkt schon im Ansatz jegliche "Antwort" und Reaktionsfähigkeit des Körpers im Keim ersticken:

  • Situps
  • Planks
  • Meistens leider auch der tolle Vierfüßlerstand, wenn zu viel Gewicht (Arme und Beine) an einer Körpermitte "hängen", die das eigentlich noch nicht wieder halten kann. So trainiert man sich nämlich üble Kompensationen an.
  • Sehr viele Pilates Übungen, bei denen man beide Beine in die Luft nimmt und meistens dann auch noch mit den Armen oder Händen irgendwohin drückt oder sie sogar mit Gewichten bewegt.
  • Statische Übungen, die einfach nur Druck machen (Beine auf den Pezziball und dann wird mit den Händen schräg ans gegenüberliegende Knie gedrückt. Oder halt noch schlimmer, wenn die Beine nicht mal unterstützt sind, durch den Pezziball. Das änder auch nichts, wenn die Beine auf dem Boden stehen. Druck ist Druck und funktionell ist daran gar nichts).

Manches davon erscheint vielleicht "sanft", ist es aber im Prinzip überhaupt nicht. Sondern macht halt nur Druck auf dem Bauch und dem Beckenboden.

 

Rückbildung ist keine Liste an Übungen.

 

Rückbildung ist eine Reorganisation von Wahrnehmung, Stabilität, Belastung & Koordination – ganz ähnlich wie beim Baby, das sich vom Liegen bis zum Stehen entwickelt.

Nur: Der Körper nach der Geburt ist komplex und tiefgreifend strukturell verändert.

 

Welche der Bewegungsmuster brauchen wir jetzt in der Rückbildung?

Wir brauchen im Leben ALLE.

Aber in der Rückbildung müssen wir das erst wieder von Grund auf aufbauen, aktivieren und anbahnen, wie wir Physios so schön sagen.

Wir brauchen alles, aber nicht alles sofort und nicht alles gleichzeitig. 

 

Viele Frauen und auch viele Fachleute und Trainer und Yogaleute denken, sie verpassen etwas oder machen was falsch, wenn sie nicht alles sofort und auf einmal machen. Oder können.

Der innere und oft auch äußere Leistungsdruck ist enorm.

 

Aber, das funktioniert nach der Geburt einfach nicht. Und manchmal funktioniert es auch für 2-3 Jahre nicht.

Ich kenne so unglaublich viele Frauen, die nach 3 Jahren immer noch "rum machen". Und das ist auch überhaupt nicht schlimm. Das ist eher die Norm. Die Vorstellungen davon, wie es zu sein hat, sind schlichtweg nicht anwendbar.

Es ist einfach so. Die Schwangerschaft verändert den Körper grundlegend.

  • Die ganze Basis ist verändert oder sogar gestört: Die ganze Mitte, die Bauchwand, das Zwerchfell, der Beckenboden.
  • Die Beziehung zwischen Druck, Atem & Last ist verändert.
  • Die Spannungsverhältnisse in Gelenken, Faszien & Muskeln sind weich, instabil oder kompensiert.

 

➡️ Funktionelle Muster müssen also erst wieder erarbeitet werden.

Nicht "trainiert" – sondern aufgebaut. Stück für Stück. Und sicher auch nicht "weg-trainiert".

 

Viele Frauen bekämpfen ihren Körper nach der Geburt und tun alles dafür, dass "das" wieder weg geht.

Ich bekomme immer wieder Nachrichten, und das seit Jahren, was es denn noch für Übungen gäbe, was man denn noch machen kann, welche Übung denn jetzt am effektivsten ist.

Nur, damit "es" schneller geht und damit halt "weg" geht.

Und ich kann wirklich nur an alle Fachleute immer und immer wieder appelieren:

Wir müssen das umlernen. Wir müssen die Rückbildung umlernen und es dann so den Frauen weiter geben.

Der ganze, selbstgemachte, Stress nach der Geburt ist völlig unnötig.

Wir müssen das System, und auch das Gesundheitssystem, neu denken. Zumindest für uns. Weil am Gesamtsystem werden wir nichts ändern können. Das ist nicht darauf ausgelegt, dass es Frauen gut geht oder, dass sie sich wohlfühlen. Es ist generell nicht darauf ausgelegt, dass Menschen sich wohl fühlen.

Das müssen wir einfach einsehen.

Deshalb ist es wirklich wichtig, dass wir uns davon unabhängig machen und selber denken und unsere eigenen Schiene fahren.

 

 

Natürlich wollen wir die Frauen wieder da hin bringen, dass sie all diese Bewegungsmuster gut, stabil und vor allem in der Funktion ausführen können.

Aber:

 

👉 Nicht alle Muster sind sofort sinnvoll zu trainieren bzw. nicht alles ist gleich in seiner Gänze machbar. Nach der Geburt muss erst das System wieder koordiniert arbeiten – sonst kompensieren die Frauen mit:

  • Druck sprich: Pressen
  • ausweichen
  • seltsamen Bewegungsmustern
  • Kompensationsmustern, die sich verfestigen
  • hyperaktiven oder einfach überforderten Muskeln usw. 

 

Das heißt:
Wir sollten diese funktionellen Bewegungsmuster nicht einfach so „nach-trainieren“, wieder mit x Wiederholungen, sondern wir sollten das wieder aufbauen – aus der Systemkoordination heraus.

Diese funktionellen Muster müssen in der Rückbildung progressiv aufgebaut werden.
Sonst ist es halt wieder nur „Performance über Struktur“. Und das ist genau das, was du ja vermeiden willst. Mal ganz abgesehen davon, dass viele Frauen nach der Geburt "Hormonsymptome" (Podcastfolge #28) haben, die ihnen Knieschmerzen, Fußschmerzen oder auch ein Karpaltunnel Syndrom an den Handgelenken bescheren können.

 

Die meisten Frauen nach der Geburt können diese Muster gar nicht einfach mal so "nachturnen".

Das fängt oft schon beim einfachen Squat an. Die Knie und Füße einer frischen Mama sind oft schmerzhaft, durch das weiche Gewebe. Da geht so ein Squat oder ein Lunge noch gar nicht so wirklich. Oder nur mit Schmerzen. Oder mit Schmerzen hinterher, weil überfordert.

Viele der Frauen haben ein wirklich schlechtes Körpergefühl nach der Geburt (oder vorher schon). Da muss man schon bei den einfachsten koordinierten Bewegungsabfolgen ganz viel korrigieren.

Da wandern die Knie ständig in die X-Bein Stellung, weil die Kraft und die Koordination fehlt. Da kann die Haltung oft schlecht korrigiert werden weil das Becken noch nach vorne gekippt steht von der Schwangerschaft her und und und.

Ganz zu schweigend davon, wenn sie zuhause alleine ihre Übungen machen. Das muss man super gut anleiten vorher. Und eben, wie gesagt, so aufbauen, dass man Übungen anbietet, die auf sie zugeschnitten sind für ihr jeweiliges  "jetzt". Dass das passt und korrekt ausgeführt werden kann, bevor man mehr macht.

Und in der Rückbildung heißt "mehr machen" nicht von 15 Squats (oder Situps) auf 20 Squats (oder Situps). Eher von Bauchlage mal in Rückenlage oder im Stand eine Aktivierung von Ketten, muskulär und faszial.

Und manchmal muss man eben auch erst die Kompensationen beseitigen oder zumindest bearbeiten, damit der Rest wieder in seiner ursprünglichen Lage, Position und Funktion arbeiten kann.

Wenn das Becken nach vorne gekippt ist, dann ist es für die Bauchmuskeln und den ganze Rumpf (inklusive der Rückenmuskeln und auch dem Beckenboden) schwierig, wieder normal zu arbeiten.

 

In unserer Postpartum Pro Fortbildung erklären wir dir ganz genau, welche Muster du nach der Geburt findest und erkennen kannst und wir zeigen dir auch, wie du sie auflösen kannst.

Oft werden Übungen einfach auf all die Kompensationen drauf gesetzt.

Und dann halt meistens auch noch Übungen, die nicht gerade funktionell sind. Also doppelt Mist.

Und dann wundert man sich, warum "es" nicht besser wird oder warum auch Schmerzen nicht besser werden oder gar schlimmer. Und natürlich auch, warum eine Rektusdiastase oder ein Beckenboden nicht besser wird.

Es ist so wichtig erstens die Zusammenhänge all dieser Systeme zu kennen und zweitens, wie du da überhaupt ran kommst, damit das System wieder adäquat reagieren kann.

Wir haben geöffnet bis zum Sonntag, den 17. Mai 2025. 

 

 

 

Die funktionelle Rückbildung

 

Wie können wir das jetzt alles in der Rückbildung umsetzen?

Wie können wir das alles integrieren, damit ein Schuh draus wird?

 

Die funktionelle Rückbildung.

Ein Begriff, den ich schon lange benutze und den wir in unserer Fortbildung Postpartum Pro auch genau so unterrichten.

 

Warum ist das alles relevant für die Rückbildung?

Weil die embryonale Entwicklung und die Entwicklung der Bewegungsmuster beim Baby und Kleinkind kein Zufall ist.

Sie ist der Bauplan für die funktionelle Organisation im Körper.

 

Wenn eine Frau sich nach der Geburt funktionell wiederfinden will, dann nicht über 10 Wiederholungen von XYZ – sondern über Prinzipien, die der Körper längst kennt.

 

Babys entwickeln Funktion. Sie bewegen sich im System. 

Erwachsene wollen Sixpacks 😄

 

✔️Funktion = Integration von Systemen (Atmung, Haltung, Bewegung, Wahrnehmung).

✔️ Stabilität ist ein Zusammenspiel – kein einzelner Muskel.

 

Was in der Rückbildung oft fehlt, ist oft einfach das Systemverständnis.
Was braucht dieser Körper, um sich wieder zu regulieren?

Wie spielt alles zusammen?

 

Zwerchfell, Beckenboden, Transversus, Multifidi – sind ein Team.

Trainieren wir sie isoliert, verlieren wir den funktionellen Zusammenhang.

Wenn wir es komplett ganzheitlich sehen wollen, dann müssen wir auch noch das vegetative Nervensystem mit rein nehmen. Denn das kontrolliert im Prinzip alles. Sämtliche Körperfunktionen und ganz wichtig, die Blase. Siehe letzte Podcastfolge. Da erkläre ich noch ein bißchen was über die Regualtionsmechanismen und Reflexmechanismen der Blase und der Kontinenz. Und einen Reflexmechanismus bekommen wir nicht trainiert, indem wir an jeder Ampel die "Lotusblüte öffnen und schließen", mit der Vagina blinzeln oder Fahrstuhl fahren.

 

 

👉 Rückbildung bedeutet:

  • Bewegungen wählen, die die Systeme verknüpfen.
  • Impulse geben, nicht pushen.
  • Bewegung, die fließt, die nicht isoliert oder statisch bleibt.
  • Funktionelle Übergänge: Rückenlage, Seitlage, Sitz. (Die Diskussion ist ja oft, vor allem bei den ganzen Rektusdiastase Diskussionen, dass sich die Frauen so "unfunktionell" über die Seite drehen, oder dass sie ja "immer noch" über die Seite aufstehen. Sie sollen doch auch wieder "richtig", sprich mit Situp, aufstehen können, und dass man deshalb Situps üben muss. Dazu mache ich noch einen extra Artikel/Podcastfolge. Man kann mit Fitnesslogik nicht an die Rückbildung rangehen oder sie danach gestalten. Deshalb nur kurz: In der Entwicklung drehen wir uns immer zuerst auf die Seite. Babys machen keine Situps, um aufzustehen. Sie trainieren sie auch nicht in irgendeiner Form. Sie drehen sich über die Seite, über ein Rotationsmuster und dann kommt erst alles andere. Nur mal so nebenbei als Überlegung. Mit Situps trainiert man das System nicht funktionell. Das ist nur eine Übung, die bei den Frauen nach der Geburt viel zu viel Druck nach unten und vorne macht, den das System/die Muskulatur noch nicht wieder halten kann. Wenn jemand irgendwann wieder Situps machen will, dann soll er das machen. Das ist mir egal. Aber es soll mir niemand erzählen, dass Frauen in der Rückbildung Situps brauchen. Weder um aufzustehen, noch um sich nach vorne zu bücken, noch um eine Rektusdiastase zu schließen, noch um körperlich fitter zu werden nach der Geburt.

 

Funktion entsteht nicht durch "Übungen" – sondern durch Systemreaktion.

Funktion entsteht nicht, weil ein Muskel stark ist, sondern weil das System als Ganzes reagiert, reguliert, stabilisiert – in Echtzeit, in Bewegung, im Alltag.

 

Nach der Geburt ist genau dieses System aus dem Gleichgewicht geraten:

  • Die Statik hat sich verändert.
  • Das Gewebe ist weich.
  • Die Muskelzüge/-ketten haben sich "verzogen".
  • Die Druckverhältnisse sind nicht mehr harmonisch.
  • Gelenkstellungen haben sich angepasst.
  • Mikroverletzungen oder sogar Makroverletzungen mit regelrecht funktionellen Ausfällen.
  • Und oft kein oder wenig Gefühl für Mitte, Kraft oder Sicherheit.

 

Die Schwangerschaft hat:

  • die Bauchwand gedehnt, verlängert, dadurch auch "ausgedünnt" im Gewebe,

  • das Zwerchfell nach oben verschoben,

  • den Beckenboden gedehnt oder verletzt,

  • die Beckenstellung verändert,

  • die Organpositionen verschoben,

  • den Muskeltonus insgesamt verändert (hypoton, hyperton, asymmetrisch),

  • und die gesamte fasziale Spannungskette um-kalibriert.

 

Dazu kommen:

  • hormonelle Veränderungen (z. B. Relaxin, Stillhormone),

  • veränderte Körperwahrnehmung,

  • Narben (Beckenboden, Damm, Kaiserschnitt, innerlich wie äußerlich),

  • oft auch mentale Erschöpfung, Überforderung, Schutzmechanismen.

 

Nach der Geburt befindet sich der Körper in einem kompletten Umbau auf wieder "nicht schwanger".

Das ganze System ist in einem Übergangszustand., in einem Umbauzustand.

 

Das bedeutet, dass der Körper nicht einfach wieder das tun kann, was vorher funktioniert hat.
Er braucht:

  • neue Verbindungen,
  • neue Koordination,

  • neue Spannungsverhältnisse,

  • und oft: Einen neuen Bewegungsausdruck.

 

Vereinfacht heißt das, du kannst nicht erwarten, dass der Beckenboden funktioniert, wenn die Atmung oben festhängt.

Du kannst keine Planks machen, wenn die Linea Alba keine Druckübertragung verträgt und dann denken, es hilft für irgendwas.
Du kannst nicht auf Dauer stabil stehen, wenn das Becken in einer alten Schwangerschaftshaltung blockiert ist.

In unserer Postpartum Pro Fortbildung erzähle ich dir alles über die veränderten Muster nach der Schwangerschaft.

 

 

Deshalb macht es so viel Sinn, in der Rückbildung auf folgende Prinzipien zurückzugreifen.

 

1. Dynamische Zentrierung statt Spannung/Anspannung/Daueranspannung

Klassisches Denken:

→ "Spanne den Beckenboden an. Spanne die Bauchmuskeln an. Halte.“

Aber Spannung ist nicht gleich Funktion. Viel Spannung bedeutet nicht gleich Kraft.

Ein Muskel kann furchtbar fest sein – und trotzdem dysfunktional. Ein Muskel kann furchtbar fest sein und trotzdem keine Kraft haben.

 

Was bedeutet Zentrierung?

Zentrierung heißt:

  • Der Körper organisiert sich um seine Mitte.
  • Druck, Kraft, Bewegung → werden im Zentrum aufgenommen, verteilt & reguliert.

👉 Das ist eine dynamische Mitte, keine fest angespannte!

Zentrierung ist wie ein gut eingehängtes Zelt: Es steht fest – aber ist beweglich.

 

Beispiel: Wenn du atmest und dein Beckenboden mitgeht, nicht gegen hält, bist du zentriert – nicht einfach nur „angespannt“.

 

 

2. Integration statt Isolation

Klassisches Denken:

→ "Trainiere die tiefen Bauchmuskeln. Bloß nicht die geraden Bauchmuskeln. Oder am besten vielleicht nur die schrägen" (dieses Gerücht hält sich hartnäckig). Und den Beckenboden am besten dauernd oder zumindest minutenlang angespannt halten.

Aber so funktioniert der Körper nicht.

Er bewegt sich immer als Ganzes. In Ketten. In Mustern. Nichts ist dauerhaft "überfest". Alles fließt und bewegt sich mit.

 

Was bedeutet Integration?

  • Verschiedene Muskeln arbeiten in Koordination.
  • Die Bewegung ergibt sich aus Zusammenspiel, nicht Einzelkraft.
  • Sensorik, Atmung, Bewegung, Emotion → sind miteinander verschaltet.

 

Du musst nicht lernen, deinen Beckenboden „isoliert“ anzuspannen.

Du musst lernen, wie du ihn spürst, einlädst und in dein ganzes System einwebst.

 

 

3. Stabilität durch Koordination statt Kraft.

Klassisches Denken:

→ "Du musst deine Mitte kräftigen. Mehr Core. Mehr Haltekraft.“ More Foot Work, more Energy...

Aber: Kraft ohne Koordination bringt nichts.

Oder schlimmer: Sie erzeugt Druck , Pressen und Kompensation.

(Kleine Anekdote aus der Praxis: Ich hatte mal vor vielen vielen Jahren einen Patienten, der war Leistungs- Radfahrer. Ich hab ja mal im Olympiastützpunkt gearbeitet. Der kam, wegen einer Knieverletzung. Was sonst. Der hatte so dicke Oberschenkel, wie ich sie selten zuvor gesehen hab. Monster Quadrizepse. Dann hab ich den auf einen Pezziball gesetzt, wo er sich vorher noch totgelacht hat, weil halt, Pezziball. Dann hab ich gesagt, nach Klein-Vogelbach, er soll seitlich rollen und dabei das freie Bein (gebeugt natürlich) nur kurz vom Boden abheben und dann zurück rollen und dann den anderen Fuß kurz vom Boden abheben. Du kennst die Übung sicher. Und... er ist fast vom Ball gefallen. Er konnte das nicht. Keine Koordination, keine Propriozepzion.  Wir werden oft ausgelacht, weil wir nicht an der Beinpresse arbeiten und 100 Kilo trainieren. Tja, was bringen mir mega aufgepumpte Beine, wenn ich nicht mal auf einem allein stehen kann?

 

Was bedeutet Koordination?

  • Du kannst Bewegung steuern, dosieren, ausbalancieren.
  • Deine Muskeln arbeiten im richtigen Moment, in der richtigen Dosierung.
  • Du kannst Druck halten – nicht durch Gegendruck oder Gegen-Pressen, sondern durch intelligente Verteilung.

Beispiel:

Wenn du niesen kannst, ohne Urin zu verlieren – dann hast du funktionelle Koordination, nicht nur Kraft.

 

 

Im klassischen Denken haben wir:

  • Spannung, Anspannung
  • Muskelkraft
  • Übung
  • Kontrolle
  • Isoliert
  • Repetitiv

In der funktionellen Betrachtung haben wir:

  • Zentrierung
  • Koordination
  • Integration
  • Wahrnehmung
  • Ganzheitlich
  • Adaptiv & lebendig

 

 

Wie setzt man das um?

👉 Indem du das Nervensystem mitnimmst.

👉 Indem du spürst, beobachtest, einlädst statt kontrollierst. Also nicht 3x 20 Wiederholungen 3-4x pro Woche damit ein Muskel mehr "Kraft" bekommt.

👉 Indem du Training nicht als isolierte Übung, sondern als System begreifst. Nicht nur Bauch, nur Beckenboden, nur Kraft.

👉 Du brauchst Wissen über Anatomie UND Veränderung.

👉 Du musst sehen, wo Spannung nicht fließt.

👉 Du musst sehen und spüren, wo Schutzmuster aktiv sind.

 

Frauen und ihre Körper sind in der Rückbildung mitten in einer Reorganisation.

Deshalb helfen keine Übungen allein – sondern ein Wiederaufbau des inneren Zusammenspiels.

 

Nicht „Was trainiere ich?“
Sondern: „Wie begleite ich den Körper zurück in sein ursprüngliches Zusammenspiel?“

 

 

Ich hab gerade wieder eine Nachricht bekommen von einer Mama, dass sie es nicht schafft, den Beckenboden durchgehend anzuspannen bei allen Übungen immer und beim Spazieren gehen und was sie denn noch tun könnte damit das klappt und dass das wahrscheinlich eher was für "Fortgeschrittene" wäre. Hilfe.

Falsch, falsch, falsch.

Niemand muss seinen Beckenboden ständig anspannen können. Und niemand kann das.

Niemand muss das. So trainiert man das nicht.

Ich weiß echt nicht, warum sich das so hartnäckig hält.

Du benutzt doch alle anderen Muskeln im Leben auch nur, wenn sie gebraucht werden.

Wer spannt den seinen Bizeps dauerhaft an? Wie soll das gehen?

Und du willst doch auch keine Betonplatte zwischen den Beinen haben, oder? Was natürlich nicht geht, Aber es gibt unglaublich viele Frauen, die einen hyperaktiven Beckenboden haben, weil sie immer nur halten, halten, halten. Das kann zu den verschiedensten Symptomen führen, wie zum Beispiel das Gefühl, ständig zur Toilette zu müssen oder Schmerzen beim Sex. Hör dir bitte Podcast Folge #36 an mit der Tanzberger Dozentin Petra Bachmann. Da gehen einem wirklich die Lichter auf.

 

Ich hab am Anfang, als ich angefangen habe Rückbildungskurse zu geben, genau das gemacht.

Einfach Bewegungsmuster nachgeturnt und Übungen gemacht die alle machen.

Nur um dann irgendwann einsehen zu müssen, das funktioniert so nicht. Die meisten Frauen bekommen weder eine saubere Ausführung hin, noch sind sie dabei stabil und so einige hatten Schmerzen hinterher oder eben sogar schon während dessen. 

Das muss man aufbauen und langsam ausbauen.

Und für Rektusdiastasen oder Inkontinenzen bringt das sowieso nichts. Da muss man sich das ganze System anschauen.

  

In unserer Postpartum Pro Fortbildung arbeiten wir genau so.

Wir schauen uns alles von oben bis unten an, damit wir die Kompensationen erkennen und sie auflösen können, damit Gelenkstellungen, Funktionsabläufe, Muskelarbeit und der beste Flow im Körper wieder so laufen können, wie sie eigentlich sollten.

Wir haben geöffnet bis zum 17. Mai 2025.

 

 

Funktionelle Bewegungsmuster in der Rückbildung

 

Von der neuro-motorischen Reorganisation bis zur alltagsintegrierten Belastung.

Nach dem "Postpartum Pro Prinzip".

 

Stufe 1: Neuromotorische Reorganisation

Bevor der Körper etwas leisten kann, muss er wieder wissen, dass er da ist.

Ziel: System wieder fühlbar machen. Eine "Reconnection" sozusagen.

  • Fokus auf: Atmung, Kontakt, Reaktion.

  • Beispiel: Zwerchfell-Beckenboden-Koordination beim Liegen, sanfte Gewichtsverlagerung, Kontakt zum Boden (Bauchlage u.a.).

  • Kein Ziel: Kraft – sondern Wahrnehmung & Reaktionsfähigkeit.

Was bedeutet „Reaktionsfähigkeit“ in diesem Kontext von Rückbildung?

Wir reden nicht von Reflexen wie „Ich zucke zusammen, wenn’s laut ist“.

Sondern von: Körperinterner Reaktion auf Druck, Bewegung, Last, Atem, Lageveränderung.

 

Beispiel:

Wenn du liegst und einatmest, verändert sich der Druck im Bauchraum. Oder in jeder beliebigen anderen Position.

→ Wie reagiert der Beckenboden?

→ Spürt er den Druck?

→ Gibt er nach?

→ Hält er?

→ Kontrahiert er vorzeitig?

→ Wird die Bauchdecke weich oder bretthart?

 

Wenn er „intelligent“ reagiert – also mitgeht, sich anpasst, sich organisiert – dann ist das System reaktionsfähig.

Und das ist funktionelle Stabilität.

 

Wir brauchen ein gut koordiniertes Systemen:

  • funktionelle Atmung

  • Druckmanagement

  • muskuläre Koordination

  • sensorische Rückmeldung

  • und auch emotionale & vegetative Regulation

 

Und wenn das nicht passiert?

Dann entstehen:

  • überaktive Haltemuster
  • kompensatorische Statik
  • Verspannung statt Stabilität
  • Schmerzen trotz „guter Haltung“ (sehr häufig!)
  • …und: Dysfunktion trotz Training 

 

Stufe 2: Segmentale Integration

Ziel: Einzelne Systeme (Bauch, Becken, Rücken) wieder ins Zusammenspiel bringen

 

Beispiel:

  • Bewegungsflows ohne Belastung und Druck
  • Mini-Kreuzkoordination ohne Belastung und Druck,
  • alles in verschiedene Ausgangsstellungen
  • funktionelle Atmung
  • Zwerchfell-Bauch-Beckenboden-Koordination
  • Koordination und Balance im Allgemeinen ohne Belastung. Zum Beispiel Im Stand auf einer weichen Unterlage in Bewegung nicht unbedingt statisch. Gewichtsverlagerung, Ball fangen, auf Mini Trampolin stehen und Gewicht verlagern, Ball fangen.

Kein Ziel: Muskelkräftigung – sondern Systemantwort unter leichter Belastung bzw. unter der Belastung, die der Körper "kann". Nicht darüber hinaus, wie beim Fitness Training. Wir wollen ja, dass sich das System wieder findet und nicht es totschlagen.

Es geht hauptsächlich um koordinierte Bewegung im System ohne Kompensationsmuster.

 

 

Stufe 3: Zentrale Stabilität in Bewegung

Ziel: System belastbarer machen – in dynamischen Alltagsmustern und in Flows.

 

Beispiel: 

  • Komplexere Bewegungsmuster und Übungsabfolgen mit etwas mehr Belastung. Aber nicht unbedingt mit Gewichten, sondern eher mit verschiedenen Arten den Koordination oder mit Theraband integriert.
  • Mit Druckkontrolle.
  • Kombiniert mit funktioneller Atmung. 
  • Kombiniert mit mehr Koordination und schwierigeren Aufgaben.
  • Je nachdem, wie sich der Rumpf verhält, gezielt die Rotationen einbauen (bei instabilen Rektusdiastasen ist das oft am Anfang nicht gut, weil es noch mehr die meistens überaktiven schrägen Bauchmuskeln anfeuert).

 

Ziel: Belastung nicht isolieren, sondern kontrolliert durchleiten.

  

 

Belastung (wie z. B. intraabdomineller Druck) wird immer entstehen.

Und wenn du ihn nicht durchleiten/umverteilen kannst, sucht er sich einen anderen Weg – oft über Kompensation, Fehlhaltung, Spannung, Schmerzen, Druck nach unten auf den Beckenboden oder Druck nach vorne auf die Bauchwand.

 

Im funktionellen Denken wollen wir: Belastung intelligent durchleiten.

Belastung ist nicht der Feind.

Sie ist ein Reiz.

Und der Körper kann lernen, diesen Reiz zu regulieren und durch das System zu tragen.

Aber eben, alles zu seiner Zeit zum richtigen Moment, angepasst an die jetzigen Fähigkeiten des Systems.

Am Anfang nach der Geburt klären wir natürlich auf, wie wir tragen und dabei atmen und den Körper am besten biomechanisch arbeiten lassen. Das machen wir aber nicht dauerhaft als Übung, da das System noch zu "weich" ist.

Jetzt, in diesem Stadium, wo der Körper wieder "mehr kann" und belastbarer ist, können wir uns diese Prinzipien zu nutze machen.

Wir "üben" mit ein bißchen mehr Druck und Belastung. Angepasst an die Fähigkeiten.

 

Druckkontrolle und Durchleiten = der Körper verteilt Druck & Kraft über:

  • Zwerchfell
  • Bauchwand
  • Beckenboden
  • Fasziennetzwerke
  • Gelenkverbindungen (Becken, Iliosakralgelenk, thorakolumbaler Übergang etc.)

 

→ Wie eine gut gespannte Hängematte, die Last aufnimmt, verteilt und wieder abgibt

→ Nicht: „Ich spann alles an, damit nix rausfällt“, sondern: Ich organisiere mein System so, dass es tragen kann.

 

Zum Beispiel beim Husten, Niesen, Lachen:

  • Es entsteht Druck im Bauchraum.
  • Das Zwerchfell schiebt nach unten.
  • Der Beckenboden reagiert reflexhaft mit elastischem Widerstand.
  • Die Bauchmuskeln unterstützen durch Spannung & Nachgeben im richtigen Moment.
  • Das Fasziensystem hilft bei der Verteilung.

 

→ Das ist kontrolliertes Durchleiten/Umleiten/Umverteilen.

 

Warum das in der Rückbildung entscheidend ist:

Frauen nach der Geburt haben oft ein gestörtes "Durchleitungssystem" aus all den Gründen, die ich eben schon genannt habe und auch zum Beispiel durch OPs, Rektusdiastase, Nervenirritationen, Verspannungen, Schmerzen, Kompensationen.

 

Das Langzeitziel ist nicht, Belastung zu vermeiden – sondern zu ermöglichen, dass sie durch ein gut koordiniertes System fließen kann.

 

Oft passiert das alles noch nicht im Rückbildungskurs und oft auch noch nicht nach einem Jahr.

Da muss du als Therapeutin deine eigenen Pferde zügeln.

Das Gewebe bleibt meistens sehr lange weich und die Bänder und Gelenke auch.

Also nichts überstürzen.

 

 

Stufe 4: Alltagsintegrierte Belastung & funktionelle Muster

Ziel: Das System in echten Situationen oder in "echt-simulierten" Situationen arbeiten lassen.

Jetzt können wir wieder mehr loslegen und in die ganzen Bewegungsmuster gehen.

 

Fokus auf: Squat, Lunge, Hinge, Push, Pull, Balance, Gait – aber systemisch integriert! 

 

Beispiel: 

  • Squats & Lunges mit Arbeit der Arme, mit Theraband dazu, mit Rotation des Oberkörpers. Squats und Lunges muss man auch gut anbahnen und aufbauen. Viele Frauen können das nicht und bekommen Probleme mit den Knien. Also immer gut aufpassen.
  • Kreuzkoordination in der Bewegung mit leichtem Gewicht.
  • Arm-Zug-Übungen mit Squatbewegung.

 

Erinnerung: Funktion bzw. "funktionell" heißt: Ich kann tun, was ich will – ohne dass mein System ausweicht, nachgibt oder kollabiert.

 

Rückbildung ist kein Programm.
Sie ist ein Reorganisationsprozess – von innen nach außen.
Von Reaktion zu Belastung.
Von Spüren zu Kraft.
Von System zu Alltag.

 

Und das alles immer im Hinblick darauf, wie arbeitet das System?

Kann es umsetzen, was ich von ihm verlange?

Überforderung vermeiden.

Anpassen auf die tatsächlichen Gegebenheiten.

 

 

Wenn du für dich oder deine Patientinnen Übungen suchst: Sämtliche Übungen inklusive ihrer Progression findest übrigens du in meinem Onlinekurs "Rückbildung mit Rektusdiastase".

 

 

Neurovegetative Regulation

 

So, das war jetzt alles zum "mechanischem" Thema "Übungen und Training".

ABER:

Ein Körper besteht ja nicht nur aus einem Skelett, aus Muskeln und Gelenken.

 

Um wirklich ganzheitlich funktionell zu arbeiten, müssen wir auch das innere Körper-Regualtionssystem miteinbeziehen.

Ich habe in der letzten Podcastfolge (#39) schon von Hormonen und deren Wichtigkeit erzählt. Und sie sind nicht nur wichtig, sie sind halt nun mal da. Bzw. sie sind in einer anderen Umverteilung da nach der Geburt und das macht was mit dem Körper, das nicht minimal ist, sondern ein ganz schöner Happen.

Um dem ganzen Körpersystem die bestmögliche Regulationsmöglichkeiten zu bieten, sollten wir uns auch immer mit dem Vegetativen Nervensystem auseinandersetzen.

 

Was bedeutet "neurovegetative Regulation“?

Das ist die Fähigkeit des Körpers, über das vegetative Nervensystem (VNS)

→ auf Reize, Druck, Signale & Bedürfnisse zu reagieren – ohne dass du das bewusst steuerst.

 

Also: Verdauung, Entleerung, Atmung, Herzfrequenz, Gewebespannung, Grundtonus, Loslassen, Hormonausschüttung.
All das "läuft“ gut, solange der Körper in Balance ist.

 

Nach der Schwangerschaft ist der Körper nicht in Balance.

Ja, das alles ist "natürlich", aber es ist trotzdem krass und anstrengend und es ist nicht der Normalzustand, den wir sonst kennen. Das darf man nicht vergessen.

 

 

Der Beckenboden zum Beispiel, ist eben nicht einfach nur ein Muskel (oder drei Schichten an Muskeln), sondern er ist ein Teil des autonomen Regulationssystems – er spiegelt auch:

  • Innere Sicherheit,
  • Spannungszustände,
  • Nervensystemlage (Sympathikus vs. Parasympathikus oder auch polyvagal),
  • emotionale Verfügbarkeit,
  • und sogar: frühe Beziehungserfahrungen und Geburtserlebnisse.
  • Die Blase und die Entleerung ist ein ganz komplexes Thema für sich.

 

 

Warum ist das so wichtig für Kontinenz und Rückbildung?

Ein überaktives Nervensystem → führt zu Verspannung im Beckenboden → führt zu gestörter Ausscheidung (z. B. Verstopfung, Inkontinenz, Harndrang, Druckgefühl).

Oder umgekehrt:
Ein geschwächter, nicht regulierter Beckenboden → führt zu einem diffusen Körpersignal → der Körper kann nicht spüren, wann "es Zeit ist“.

 

Wer regelt das alles?

Der Vagusnerv.

Der Vagus ist der längste Hirnnerv (10. Hirnnerv).

  • Steuert Herz, Lunge, Darm, Bauchorgane
  • Sorgt für Ruhe, Loslassen, Verdauung, Ausscheidung
  • Ist zuständig für: Entspannung der Beckenbodenmuskulatur, Ansteuerung von Darmbewegungen (Peristaltik), für emotionale Regulation & interozeptive Wahrnehmung.
  • In der Polyvagal Theorie ist das noch ein bißchen komplexer erklärt. Der Vagus kann nicht nur beruhigen, er kann auch, wenn alles zu viel ist, in einen Shutdown Modus geraten, wo gar nichts mehr geht. Das wäre dann das sogenannte "Totstellen", Burnout, Depression. Nothing goes. 

 

Das heißt therapeutisch:

Kontinenz ist kein reiner Muskeljob.

Es ist ein Sensorik-Motorik-Regulations-Dreieck:

  • Sensorik → Spüren: Wo bin ich? Was passiert in mir?
  • Motorik → Antwort: Anspannen, loslassen, koordinieren.
  • Regulation → Timing: Muss ich jetzt? Soll ich halten? Soll ich loslassen?

Wenn eines davon gestört ist → funktioniert das System nicht funktionell.

Aber das Bewusst-machen und Reinspüren ist der erste Weg, um das System zu entknoten. Das klappt nicht mit "30x mit der Vagina blinzeln" oder Konen 15 Minuten halten.

 

 

Nach der Geburt brauchen die Frauen:

  • Vagale Reaktivierung (anstatt Sympathikus Modus Flucht und Kampf), z. B. über Atmung, Berührung, über Behandlungen, über sanften Klang usw..
  • Oxytocin, das Kuschelhormon: Für die Bindung, die Wundheilung, die Milch, das Immunsystem.
  • Emotionale Sicherheit.
  • Langsamkeit, Rhythmus, Orientierung.
  • Keinen Leistungsdruck  wie zum Beispiel "viele Übungen" machen, "halte deinen Beckenboden", spann 200 mal an"!, sondern Funktionalität im System.

 

Und genau deshalb ist es uns in "Postapartum Pro" so wichtig, das wir das System der Frauen und Mütter ausgleichen und balancieren.

Das zieht so einen unglaublichen Rattenschwanz nach sich, wenn wir das nicht tun.

Und es bleibt ja nicht bei der Mutter. Das hat ja weitreichende Konsequenzen auch für das Baby.

 

Beim Baby reguliert sich das System sehr über die Bezugsperson.

→ Co-Regulation!

Der Vagus des Kindes synchronisiert sich über:

  • Stimme
  • Berührung
  • Atemrhythmus
  • Sicherheit

So entsteht:

👉 Regulation über Beziehung

 

Ich hab das immer und immer wieder auf der Wochenstation erlebt: Wenn die frische Mutter nervös ist, wenn sie Angst hat, wenn sie Schmerzen hat und sich gequält hat (und sehr viele Mütter sind einfach durch nach der Geburt), dann schreit das Baby so viel mehr, trinkt weniger und schläft auch sehr viel weniger (das vor allem, wenn viel Action tagsüber ist und auch viel Besuch).

Die Babys beruhigen sich fast immer recht schnell, wenn man sie trägt und dabei ganz ruhig und tief und ausgeglichen atmet. Körperkontakt in Verbindung mit einer vagalen, vegetativen Regulation.

Und vor allem: Nicht schütteln und vehement am Körper auf und ab bewegen. Ganz ruhige, hin und her Bewegungen reichen völlig. Sanftes Wiegen.

 

Über die Polyvagal Theorie mache ich noch etwas ganz gesondert. Das wird jetzt hier viel zu lang.

 

 

Warum viele Trainings am Ziel vorbei schießen

 

Warum scheitern so viele Trainings nach der Geburt?

Egal, ob Gänseblümchen pflücken, Fahrstuhl fahren oder Kettlebells und Gewichte Training im Fitness Studio.

Am Ende bleibt sich's gleich.

Es geht einfach oft in die Hose. Wortwörtlich.

 

Das eine vermeintlich "sanft".

Das andere mit hoher Belastung.

Wie kann denn beides so falsch sein? 🤔

 

Sie scheitern zu allererst mal: Weil sie die Biologie und die Physiologie nicht beachten oder nicht kennen.

 

Fitnesslogik können wir in der Rückbildung nicht anwenden.

Egal, ob das "Daueranspannen" ist (mit dem Ziel "Kräftigung") oder hohe Belastung und High Impact (mit dem Ziel "Kräftigung").

 

Funktionell heißt nicht: Du kannst Planks.

Funktionell heißt: Du brauchst sie nicht, um stabil zu sein.

 

Wenn wir uns bewusst machen, wie komplex, vernetzt und ursprünglich funktionell die Körpermitte bereits vor der Geburt entsteht, wird eines klar:
Viele postpartale Trainingskonzepte greifen viel zu kurz.

Denn was heute oft als „funktionell“ verkauft wird, basiert in Wahrheit auf:

  • isolierten Muskelübungen,

  • linearem Kraftaufbau,

  • visueller Kontrolle (→ sieht der Bauch flach aus? Ist die Rektusdiastase "zu"?),

  • oder willkürlicher Anspannung ("zieh den Beckenboden hoch“, wo wir wieder beim Gänseblümchen-pflücken und beim Fahrstuhlfahren wären),

  • oder man trainiert anhand der 7 funktionellen Bewegungsmuster und macht aber alles viel zu früh und viel zu viel davon.

Also man arbeitet mit der klassischen Fitnesslogik.

Doch genau das widerspricht der Art, wie diese Muskeln ursprünglich angelegt sind:
Sie sind nicht für Einzelarbeit da. Sie sind nicht da, um dauernd Ursprung und Ansatz aufeinander zu zu bewegen. Sie reagieren im System.

 

Zum Beispiel auch: Ein Training, das sich nur auf den Transversus konzentriert, aber Atmung, Haltung, Zwerchfell oder Beckenboden ignoriert, ist nicht funktionell.

Als das mit dem Transversus "aufkam", war ja plötzlich nur noch der im Trend.

Ich hatte mal eine Patientin, die war mega stolz auf ihren überfesten Transversus. Sie hatte aber leider ein Beckenbodenproblem dadurch. Sie hat sich mit ihrem ständigen Transversus Training einfach zu oft zu viel nach unten gepresst.


Ein Beckenbodentraining, das nur auf Anspannen fokussiert ist, das keine Koordination, Reaktion und natürliche Reflexfunktion im Alltag aufbaut, ist nicht funktionell.

 

Funktion bedeutet nicht: Muskel = stark.
Funktion bedeutet: System = koordiniert, reflexiv, sinnvoll belastbar.

 

Viele Mütter werden in Programme gesteckt, die funktionieren sollen – aber es fehlt das Verständnis für das, was der Körper gerade braucht, leisten kann und neu integrieren muss.

Viele Programme springen viel zu schnell zur „Belastung“, ohne vorher das gestörte Zusammenspiel zu erkennen.
Sie trainieren "Symptome weg" – statt das System neu zu ordnen. Und vor allem ohne das System regenerieren und heilen zu lassen. 

 

Funktionell bedeutet:

Atmen können, bevor du hebst.

Reagieren können, bevor du mit Kraft stabilisierst.

Spüren können, bevor du forderst.

 

Und das ist keine Trainingsmethode. Das ist ein therapeutisches Prinzip.

Ein Training ist nicht funktionell, nur weil es draufsteht.

Es ist funktionell, wenn es dem Körper hilft, sich selbst wieder zu sortieren.

Wenn es auf Wiederverbindung statt Anstrengung setzt.

Auf Integration statt Dauer-Aktivierung.

 

Für dich als Fachfrau heißt das:

  • Du brauchst darüber Klarheit.
  • Wissen.
  • Und vor allem: die Fähigkeit, unter die Oberfläche zu sehen.

 

Denn wenn du verstehst, was funktionell wirklich bedeutet, kannst du Frauen nicht nur begleiten –

sondern sie zurückführen in die Kraft ihres Körpers.

Und das ist mehr als Training.

Das ist echte funktionelle Rückbildung.

Unser Ziel mit unserer Postpartum Pro Fortbildung ist es, weiter Räume aufmachen, in denen Frauen wirklich gesehen werden. Und angesehen werde. Ganzheitlich.

Nicht zurückgeformt – sondern zurückverbunden.

Nicht „normalisiert“ – sondern erinnert an das, was sie längst sind.

Regeneration und Heilung geschehen lassen, nicht sie zu ignorieren und "zurück wie vorher so schnell wie möglich" voran zu treiben.

Wir haben jetzt auch ein brandneues Modul über den Kaiserschnitt zugefügt.

Ich wollte ja schon immer einen Kurs über den Kaiserschnitt machen. Der ist jetzt komplett dabei.

 

Postpartum Pro ist nur noch bis Samstag, den 17. Mai 2025 geöffnet. 

 

 

Fazit

 

Wenn wir über Rückbildung sprechen, sprechen viele von Kraft. Von Haltung. Von Stabilität.

Von Trainingsplänen und Muskelschichten.

Von dem, was der Körper tun soll.

 

Aber kaum jemand spricht davon, was der Körper braucht, um zu antworten.

 

Funktionell heißt nicht, dass du etwas machst – sondern, dass dein Körper wieder antworten kann.
Nicht mit Kontrolle, sondern mit Vertrauen.
Nicht mit Kraft, sondern mit Koordination.
Nicht mit Druck, sondern mit Verbindung.

 

 

Mit Kontrolle meine ich:

 

1. Nicht: Beckenboden fest anspannen.

👉 Sondern: "Lass deinen Beckenboden mit dir atmen.“

Wenn du einatmest, darf er weich werden.

Wenn du ausatmest, kommt er sanft zurück.

Spürst du das? Genau da entsteht Verbindung.

 

2. Nicht: Bauch einziehen.

👉 Sondern: "Wie kann er sich koordinieren mit dem Beckenboden beim Atmen?“

Kontrolle zieht ihn fest. Verbindung lässt ihn schwingen.

 

3. Nicht: "Trainiere deinen Core“ oder "Mach 20 Situps".

👉 Sondern: Reaktiviere alle Teamplayer in ihrem System, so dass sie nicht überfordert werden, sondern adäquat reagieren können.

Dann funktioniert dein System – ganz ohne „Core-Kommando“.

 

4. Nicht: Ich MUSS etwas tun.

👉 Sondern: "Ich darf meinem Körper wieder zuhören.“

Verbindung beginnt, wenn du nicht etwas von deinem Körper willst, sondern mit ihm zusammen arbeitest.

 

Und:

Ja – du wirst dich bewegen.
Ja – du wirst bestimmte Übungen machen.

Ja - es schadet nichts, wenn dein Quadrizeps mehr Kraft hat, um dich zu tragen und du ihn trainierst.
Aber nicht, mit brachialer Gewalt nur um des "Trainings" Willen oder um dich so fit wie nie zuvor im Leben zu machen. Bauch weg, Speck weg, Bikini Outfit Stress.

Sondern, um deinen Körper wieder als Zuhause zu erleben und ihm die bestmögliche Regeneration und Reorganisation zu bieten.

Und ja - du wirst auch einzelne Übungen machen, aber solche, die tatsächlich funktionell sind und die in den ganzen großen Kontext in deinem Körpersystem passen und ihn auch fördern. Übungen, mit denen du das Zusammenspiel wieder aufbaust, nicht es zuballerst.

Du wirst Übungen machen, die Stück für Stück aufbauen, bis du alle deine angeborenen und funktionellen Bewegungsmuster wieder kompensationsfrei machen kannst.

 

 

Und zum Abschluss noch kurz ein Wort zum Faszientraining, das ja immer als "super über funktionell" angepriesen wird.

Versteh mich nicht falsch, ich liebe Faszientraining.

ABER:

 

 

Faszientraining nach der Geburt? – Funktionell oder verfrüht?

 

In der modernen Körperarbeit wird Faszientraining oft als das Nonplusultra angepriesen:

  • dynamisch, federnd, mehrdimensional,

  • stimuliert Bindegewebe & Propriozeption,

  • wirkt auf Körperspannung, Beweglichkeit, Elastizität.

Kein Wunder also, dass viele Rückbildungsansätze sagen:
👉 "Mamas brauchen Faszientraining!“
👉 "Mach’s modern, mach’s funktionell, mach’s federnd!“

 

Doch genau hier liegt das Problem.

 

 

Warum Faszientraining in der frühen Rückbildung oft zu viel ist:

  • Das Gewebe ist noch nicht bereit.
    Nach der Geburt ist das Fasziennetz durch Dehnung, Druck, Narben und Hormonumstellungen verändert, weich und empfindlich. Und das ganz gravierend!

  • Reaktive Bewegungen (z. B. Federn, Wippen, Springen) verlangen schnelle Kraftübertragung und koordinierte Spannung innerhalb des Systems – das System der Körpermitte kann das aber noch nicht sinnvoll leisten.

  • Zugkräfte, egal, ob in Längsbahnen oder in diagonalen Bahnen (z. B. myofasziale Linien) können die Linea alba oder den Beckenboden belasten, wenn das ganze Zusammenspiel im Rumpf noch nicht wiederhergestellt ist.

  • Wippen, Federn, Springen belastet die noch weichen Strukturen der inneren Organe wie Gebärmutter, Blase und Enddarm noch zu sehr.
  • Das hormonweiche Gewebe wird nicht fester und straffer dadurch, solange die Hormone wirken wie sie wirken.

 

 

Die Faszien (genau wie die Muskeln auch) brauchen funktionelle Spannung, keine brutalen Reize.
Und die entsteht erst dann:

  • Wenn der Körper koordiniert arbeiten kann.
  • Wenn die Verbindungen wieder klappen.
  • Wenn die Synapsen wieder hergestellt sind.
  • Wenn die Gehirn-Bauch-Beckenboden-Verbindung wieder klappt.
  • Wenn das Gewebe stabil genug ist.
  • Wenn die Gelenke das auch abfedern können, ohne dass es direkt auf die Bandscheiben oder die Handgelenke schlägt, wenn die Bänder um diese Gelenke wieder straff sind.
  • Wenn die inneren Organe wieder straff aufgehängt sind.

Was hormonweich ist wird nicht straffer, wenn man starke Reize drauf donnert.

Das ist meine persönliche Erfahrung mit sehr vielen Frauen, die nach so einem Training zurück kamen und mit starke Schmerzen hatten oder sogar eine verstärkte Blasen- oder Beckebodenschwäche.

 

Bei Inkontinenz und Senkungen mache ich das sowieso nicht.

Das muss man ganz vorsichtig anbahnen und aufbauen. Zum richtigen Zeitpunkt. Wenn überhaupt bei diesen Problemen.

Wenn jemand Probleme hat, dann muss man da ganz sachte mit anfangen.

Ohne Belastung, ohne zu viel Druck und Zug, ohne Federn oder Springen.

Manchmal genügt leider auch ein zu vehementes Wippen, um Symptome schlimmer zu machen oder erst auszulösen.

 

Als Einstiegsübung reicht meistens schon so was Simples wie:

  • Im Stehen auf den Zehenspitzen Gewicht nach links und rechts verlagern.
  • Oder in Schrittstellung auf den Zehenspitzen Gewicht vor und zurück verlagern.
  • Oder auf den Zehenspitzen die Treppe runter gehen. Gehen, nicht springen.

Und wenn jemand keine Probleme hat, muss man auch ganz sachte anfangen, sonst ist der "Faszienkater" hinterher sehr groß.

Ich hatte nach meinem ersten Schwungtraining so starke Schmerzen, dass ich nachts nicht auf dem Rücken liegen konnte. Und das waren einfach nur 15 Minuten in vielen verschiedenen Ebenen die Faszien bewegt.

 

 

Faszientraining ist absolut nicht falsch – aber oft viel zu früh.

  • Wenn der Körper seine Mitte wieder organisieren kann,
  • wenn Druckverhältnisse stimmen,
  • wenn Beckenboden & Bauchwand wieder koordiniert arbeiten,

dann kann Faszientraining sinnvoll integriert werden.

 

Und bis dahin:

Mehr Bewegungsfluss statt Schockbelastung.
Respektvolle Reaktion auf das, was das System zeigen will – nicht, was das Training verlangt.

Weniger fancy, mehr tatsächlich funktionell.

 

 

 


Hi, ich bin die Nicole. Ich bin seit über 25 Jahren Physiotherapeutin und habe viele Jahre auf der Wochenstation und auf der gynäkologischen Station in der Frauenklinik gearbeitet. Von mir bekommst Du Informationen zum "Thema" aus erster Hand. 

Rückbildung vom ersten Tag an, im Rückbildungskurs, in der Praxis mit Patienten und leider auch oft die Spätfolgen von Beckenbodenschwächen (und was es sonst noch alles geben kann)  in der operativen Gynäkologie, kenne ich in und auswendig. 

Bei mir bist Du richtig, wenn Du reale medizinische Informationen zum Thema

Rückbildung und Frauengesundheit suchst. Mehr über mich findest Du hier.

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