Rückbildung dauert 1 Jahr

"Die Mär der 6 Wochen"

 

Woher die Fantasiegeschichte kommt, das Rückbildung 6 Wochen dauert, ist mir schleierhaft. Das geht von der Physiologie der Wundheilung, der Hormonumstellung und der Geweberegeneration schon gar nicht. Genauso wenig ist es möglich Muskulatur, die so dermaßen überdehnt wurde wie in einer Schwangerschaft innerhalb kürzester Zeit in ein Sixpack verwandeln zu wollen. Das schafft ja so schon kaum jemand ;) und es ist auch nicht gesund es nach der Geburt zu versuchen. Es spricht überhaupt nichts dagegen es später, viel später, zu versuchen. Wenn alles dicht, geheilt und stabil ist. Ich kann nur immer wieder raten mit Bauchmuskeltraining zu warten bis die Rektusdiastase geschlossen und der Beckenboden stabil ist. Aber das nur am Rande. Dazu hier mehr.

 

Eine Studie aus England bestätigt, dass Rückbildung mindestens 1 Jahr dauert.

Es ist wirklich schwer, sich dem Angebots-Wust an "schnell schlank und durchtrainiert nach der Geburt" diverser Celebrity-Trainer zu entziehen. Die meisten haben einfach überhaupt keine Ahnung und trainieren die Frauen langsam aber sicher in Spätfolgen hinein.

Heidi Klum wird ja immer wieder gern als Vergleich genommen. Aber sich mit einem Supermodel zu vergleichen macht einfach keinen Sinn und führt am Ende gar zur Verzweiflung, Panik und zu unsinnigem, gefährlichen Training und Magerkuren.

Was ich leider auch oft in der Klinik oder in den Rückbildungskursen als Grund für ernsthaft beklopptes Training höre, und das ist kein Witz, ist "die Konkurrenz schläft nicht und meinem Mann gefällt das nicht" (der Bauch, der Busen, das Stillen, die Frau...??????) Fragliche Motivation.

Und, was ich noch schlimmer finde, ist der Druck mit dem Sex. Das höre ich zuhauf. "Mein Mann fragt schon....". Oder diese Frage gleich nach der Geburt "Wann können wir wieder Sex haben".

Wenn alle Beteiligten das wollen und sich gut fühlen ist das überhaupt kein Problem. In der Klinik sagen sie nach 4 Wochen. ABER, wenn der Körper, die Psyche und die Emotionen nicht bereit dazu sind, und das ist sehr häufig der Fall, dann muß man das nicht erzwingen, nur weil der andere das will. Man(n) stirbt nicht an keinem Sex. Auch hier ist Respekt gegenüber den Heilungsprozessen und der Frau dringend angesagt. Nicht wenige haben Schmerzen beim Sex, durch die mangelnde Geschmeidigkeit der Schleimhäute wegen der Hormonsituation. Und nicht wenige fühlen sich einfach unwohl, weil die Brüste mit Milch überquellen oder sie sich einfach auch so nicht wohl in ihrem Baby-Körper fühlen. Das sind alles legitime Gründe und man sollte sich auf gar keinen Fall unter Druck setzen. Vielleicht zeigt sich ja auch gerade hier bei so einem Thema wie respektvoll der Partner wirklich ist :)

 

Das Wichtigste im ersten Jahr ist es, sich gut um sich selbst und seinen Körper zu kümmern, damit er all die Strapazen gut und gesund übersteht. Sich Zeit zum Heilen zu geben, Kräfte zu tanken, wo es nur geht, sich kleine Inseln der Ruhe zu gönnen. All das unterstützt auch die Rückbildungsprozesse und bahnt eine "Normalisierung" an. "Normal wie vorher" kann man nicht erzwingen und das wird es auch nicht mehr geben. Nichts ist wie vorher, wenn man ein Kind geboren hat. Auch das körperliche Innenleben nicht. Physiologisch und emotional.

 

Rückbildung bedeutet nicht, dass es von außen wieder normal aussieht. Das kann auch tatsächlich schneller passieren. Rückbildung bedeutet im Prinzip, dass sich der gesamte Organismus, vor allem innen, wieder normalisieren muß. Gebärmutter, Blase, Beckenboden, Hormonsystem, Zyklus, Organe, Zwerchfell, Atmung, Kreislaufsystem, Narben, Wundheilung, Muskeln, Bänder, Gelenke.... und so weiter.

Und nur, weil es vielleicht von außen gut aussieht irgendwann, heißt das noch lange nicht, dass der Körper innen und außen stabil und belastbar ist.

 

Laß dir Zeit und geh die Sache mit Gelassenheit an. Die postnatale Situation und auch die Erschöpfung, die Müdigkeit und die körperliche Schwäche, werden nicht für den Rest deines Lebens bleiben.

Wenn du vielleicht sehr sportlich bist und es nicht abwarten kannst, laß dir gesagt sein, das richtige Trainig kommt zur richtigen Zeit. Die richtigen Übungen zur richtigen Zeit. Wichtig ist zuallererst die Gesundheit und die Regeneration. Es dauert so lange es dauert. man spricht sogar von 2-3 Jahren bis sich der Körper komplett erholt hat. Kinder kriegen ist kein Picknick ;)

 

Rückbildung mit Rektusdiastase Onlinekurs

 

Wer sich weiter und tiefer mit dem Thema auseinandersetzen möchte, wird hier fündig:

Rückbildung mit Rektusdiastase.

Auch, wenn es "nur" online ist, es gibt sehr viele Möglichkeiten, sich schon sofort gezielt selbst zu helfen und sich zu informieren. 

Mit den wichtigsten Informationen und den dazu gehörigen must-do Übungsvideos, kannst Du Dich noch heute auf den Weg machen, stabiler zu werden und wieder mehr Zutrauen in Dich und Deinen Körper zu bekommen.

Wenn man weiß, mit was man es zu tun hat, ist es viel leichter. Man tappt nicht mehr im Dunkeln und fragt sich nicht ständig, was los ist. Du bekommst Antworten und die gezielten Übungen für Dein Problem. Alle Übungen sind rektusdiastasensicher und rückbildungsgerecht. Physiotherapeutisch, funktionell und auf dem neuesten, modernen Stand. Ohne Situps, Crunches, Planks oder schräge-Bauchmuskel- Training, welches ja bekanntermaßen Rektusdiastasen schlimmer machen kann.

 


Hi, ich bin die Nicole. Ich bin seit 25 Jahren Physiotherapeutin und habe viele Jahre auf der Wochenstation und auf der gynäkologischen Station in der Frauenklinik gearbeitet. Von mir bekommst Du Informationen zum "Thema" aus erster Hand. 

Rückbildung vom ersten Tag an, im Rückbildungskurs, in der Praxis mit Patienten und leider auch oft die Spätfolgen von Beckenbodenschwächen (und was es sonst noch alles geben kann)  in der operativen Gynäkologie, kenne ich in und auswendig. 

Bei mir bist Du richtig, wenn Du reale medizinische Informationen zum Thema Rückbildung und Frauengesundheit suchst. Mehr über mich findest Du hier.


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Kommentare: 2
  • #1

    Lisa (Mittwoch, 04 November 2020 20:59)

    Liebe Nicole,
    danke für diese Worte! Ich selbst habe vor fünf Monaten mein erstes Kind bekommen und merke, wie ich mir selbst immer wieder enormen Druck mache. Äußerlich ist gar nicht mehr viel zu sehen - ich sehe eigentlich wieder aus, wie vor der Schwangerschaft - aber ich selbst fühle doch große Unterschiede zu vorher. Es ist nicht leicht, sich selbst keinen Druck zu machen. Schließlich will man ja wieder fit und ganz für das Kind da sein. Dann verfolgt man vielleicht noch auf diversen Social Media Kanälen das Leben anderer Mütter und schwupps, wird man noch mehr runtergezogen, durch Vergleiche, die man zieht.
    Ich hätte mir nach der Schwangerschaft eine bessere Betreuung gewünscht. Ähnlich, wie es das für die Kinder mit den U's gibt - nur halt für uns Mütter. Damit man sicher sein kann, dass sich alles gut zurückbildet und man seine Ängste und Sorgen loswerden kann. Und statt einem Rückbildungskurs direkt die Überweisung an eine Physiotherapeut*in. Jedenfalls vielen Dank für deine Zeilen - die machen Mut und nehmen mir etwas den Druck.
    Lisa

  • #2

    Nicole Frank (Samstag, 07 November 2020 14:35)

    Liebe Lisa, mach Dir bloß keinen Stress. Auch, wenn es schwer fällt: Alles einfach so zu nehmen wie es ist, ist das Beste. Vorbeiziehen lassen und sich nicht zu viele Sorgen machen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das, was Du erlebst, völlig normal ist :) Kannst auch gerne mal in die Membership reinschauen. Da betreuen und beraten wir Mütter nach der Geburt.
    https://www.rueckbildung.online/membership/. Ich wünsch Dir alles Liebe, Nicole